Die EU-Kommission wird Österreich mehr Zeit zur Beantwortung des Mahnbriefes wegen der Zugangsquoten zum Medizinstudium gewähren, in der Sache selbst zeichnet sich allerdings derzeit eher ein "Crash" ab.

Denn die "politische Lösung", die Österreich nach den Worten von Wissenschaftsminister Johannes Hahn anstrebt, bedeutet, dass Brüssel ein Auge zudrücken müsste - und die Reservierung von 75 Prozent der Studienplätze für Inhaber österreichischer Maturazeugnisse "durchgehen" ließe. In diesem Fall bestünde die Gefahr, dass jeder Student aus einem EU-Land, welcher in Österreich keinen Medizin-Studienplatz bekommt, über Gerichte oder die Kommission vor den EuGH ziehen könnte - und das Verfahren um Gleichbehandlung in der Union begänne von vorne. Diese Blamage wird die Kommission nicht riskieren.

Die weitere Argumentation Hahns, dass ohne Quotenregelung die Versorgung Österreichs mit Ärzten gefährdet wäre, ist statistisch kaum zu beweisen und wird eher weniger Beachtung finden: Es liege an Österreich, die Arbeitsbedingungen für Mediziner so zu gestalten, dass sie im Land bleiben, so die Kommission. Und dazu kommt noch die neue deutsche "Auslagerungspolitik", erzählt Hahn: Berlin drücke seinen überzähligen Studenten in Zukunft vermehrt Geld in die Hand, um im Ausland zu studieren. Das Geld ist allerdings für die Lebenshaltungskosten und nicht für die Unis im Ausland bestimmt. Die Anzahl von Deutschen, die in Österreich studieren wollen, könnte so noch einmal um 30 Prozent steigen, bis sich ab 2015 die Lage durch geburtenschwächere Jahrgänge entspanne.

Eine Möglichkeit, die aus heutiger Sicht bleibt, wären sehr hohe Gebühren für das Medizinstudium, für die es ein Darlehen gibt (bis zum Abschluss fallen für den Staat im Schnitt etwa 150.000 Euro pro Student an). Nur Ärzte, die in Österreich bleiben, zahlen demnach über Steuergutschriften weniger bis nichts zurück. (Michael Moravec aus Brüssel/DER STANDARD Printausgabe, 21. Februar 2007)