Grafik: STANDARD
Wien - Rein statistisch gesehen schleppt jeder Österreicher, vom Säugling bis zum Greis, mehr als 16.000 Euro an Schulden mit sich herum. Im Vorjahr hatten die Haushalte rund 135 Mrd. Euro an Krediten. In Wahrheit dürften viele Österreicher jedoch echte Kreditmuffel sein - mehr als die Hälfte der Erwachsenen hat in ihrem ganzen Leben noch keinen Kredit aufgenommen, wie aus einer Umfrage der Karmasin-Marktforschung hervorgeht.

Durchschnittlich 27.805 Euro geborgt

Und wenn man sich schon Geld borgen muss, dann nur für handfeste Werte: 68 Prozent der Darlehen werden zur Finanzierung von Wohnung oder Haus aufgenommen, 16 Prozent zum Kauf eines Autos. Bildung erscheint als weniger sichere Investition, nur ein Prozent der Kredite dient der Finanzierung der Ausbildung. Die durchschnittliche Kreditsumme beträgt übrigens 27.805 Euro, etwas mehr als ein Fünftel liegt über 50.000 Euro.

Besonders wichtig sind den Kreditnehmern erwartungsgemäß der Preis und die Konditionen - als ebenso entscheidend wird aber auch die persönliche Beratung eingestuft.

Ein etwas überraschendes Ergebnis der im Auftrag der GE Money Bank durchgeführten Befragung ist der vergleichsweise häufig genannte Wunsch nach längeren Banköffnungszeiten unter der Woche und an Samstagen. Höhere Sparzinsen und niedrige Kontogebühren scheinen dagegen keine dringenden Anliegen der Bankkunden zu sein.

Kunde als Bittsteller

Insgesamt ist es vielen Österreichern noch immer peinlich, bei der Bank um einen Kredit vorstellig zu werden. 43 Prozent der Kreditnehmer holen nicht einmal Vergleichsangebote bei anderen Banken ein. "Wir schließen daraus, dass man das Gefühl hat, als Bittsteller aufzutreten", erklärt die Motivforscherin Sophie Karmasin. "Man ist froh, dass man den Kredit überhaupt bekommt." (Ivan Novak, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.2.2007)