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Die EU hat sich ihre Ziele im Bildungsbereich teilweise zu hoch gesteckt.

Foto: apa/dpa
Brüssel - Die EU hinkt im Bildungsbereich hinter ihren selbst gesteckten Zielen her. Die Mitgliedstaaten haben sich 2002 auf ein gemeinsames Arbeitsprogramm mit konkreten Zielwerten geeinigt, die bis 2010 erreicht werden sollen. Wirklich geschafft wurde bisher nur ein deutlicher Anstieg der Zahl der Absolventen in mathematischen, technischen und naturwissenschaftlichen Richtungen. In Sachen Lesekompetenz der 15-Jährigen hat sich die Lage bis 2003 sogar verschlechtert. Am Freitag berieten die EU-Bildungsminister in Brüssel über mögliche Gegenmaßnahmen und die bildungspolitischen Anforderungen nach 2010.

Im Folgenden eine Auflistung der fünf "Benchmarks", die sich die EU gesetzt hat und der Stand der bisherigen Fortschritte laut dem aktuellen Bildungsbericht der EU-Kommission von 2006.

LESESCHWÄCHE: Die EU-Staaten haben sich vorgenommen bis 2010 die Zahl der 15-Jährigen mit Leseschwäche um ein Fünftel bzw. 200.000 auf 15 Prozent zu senken. 2000 hatten 19,4 Prozent der Schüler in diesem Alter Probleme, längere Sätze zu lesen und deren Sinn zu erfassen, 2003 waren es sogar 19,8 Prozent. Die Zahlen stammen aus den jeweiligen Pisa-Studien, neue Ergebnisse werden erst im Dezember vorliegen. Die Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten sind bemerkenswert: Während im Pisa-Siegerland Finnland nur 5,7 Prozent der Jugendlichen Leseprobleme haben bzw. 11,0 Prozent in Irland und 11,5 Prozent in den Niederlanden, trifft es in Griechenland und der Slowakei auf rund ein Viertel zu. In Österreich waren es 2003 20,7 Prozent. Als einer der Gründe für das gute Abschneiden der Finnen wird in EU-Kreisen angeführt, dass ausländische Filme grundsätzlich mit Untertiteln gezeigt werden.

VORZEITIGE SCHULABGÄNGER: Die Zahl der 18- bis 24-jährigen, die Schule oder Ausbildung ohne Abschluss verlassen, soll bis 2010 auf zehn Prozent bzw. um zwei Millionen Jugendliche reduziert werden. Zwischen 2000 und 2005 gelang es, den Anteil der vorzeitigen Schulabgänger von 17,7 Prozent auf 14,9 Prozent zu reduzieren. Die besten Werte erreichten 2005 Polen (5,5 Prozent), die Slowakei (5,8 Prozent) und Tschechien (6,4 Prozent), die schlechtesten Malta mit rund 44 Prozent, Portugal mit rund 37 Prozent und Spanien mit knapp über 30 Prozent. Österreich hat das EU-Ziel mit 9,1 Prozent bereits erreicht.

ABSOLVENTEN DER SEKUNDARSTUFE 2: Nach den Plänen der EU sollen 2010 85 Prozent der 18-24-jährigen eine Art Matura oder den Abschluss einer entsprechenden Berufsausbildung erreichen, das sind um zwei Millionen Jugendliche mehr. Von 2000 bis 2005 ist die Zahl nur von 76,4 auf 77,3 Prozent gestiegen. Österreich kommt - nicht zuletzt durch die Einrechnung der Lehrlingsausbildung - auf 85,9 Prozent. Die höchsten Anteile erreichen hier neuerlich Slowakei, Slowenien, Tschechien.

ABSOLVENTEN VON MATHEMATISCH-TECHNISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN STUDIENRICHTUNGEN: Die EU hat sich vorgenommen, bis 2010 um 15 Prozent mehr Hochschul-Absolventen in diesen Fächern zu erreichen. Dieses Ziel wurde bereits 2003 mehr als erreicht, die Zahl der Absolventen stieg von 650.000 auf 755.000, also um rund 22 Prozent. In Österreich waren es - die Fachhochschulen eingerechnet - bis 2004 um 18,7 Prozent mehr.

LEBENSLANGES LERNEN: Laut Zielvorgabe sollten bis 2010 mindestens 12,5 Prozent der Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter (25-64 Jahre) in den vergangenen vier Wochen an einer Fortbildungsmaßnahme - von Kursen bis zu Konferenzen - teilgenommen haben. 2005 kam die EU im Schnitt auf 10,8 Prozent, verglichen mit 7,9 Prozent 2000. Am besten schneidet dabei Schweden mit 34,7 Prozent lernbegierigen Erwachsenen ab, gefolgt von Großbritannien mit 29,1 Prozent und Dänemark mit 27,6 Prozent, am schlechtesten Griechenland mit 1,8 Prozent. Österreich lag mit 13,9 Prozent auf Platz sieben. (APA)