Die Wirtschaft der EU wird 2007 rascher wachsen als die der USA und überrascht damit viele Ökonomen, die für heuer einen kräftigeren Dämpfer erwartet haben. Der Aufschwung, der lange auf sich warten ließ, zeigt nun erfreuliche Ausdauer, und mit ein bisschen Glück könnten die Zuwachsraten heuer das Niveau von 2006 erreichen - immerhin das beste Jahr seit 2000.

Überraschend ist neben der Dauer des Aufschwungs auch, dass die Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland fast keine negativen Auswirkungen gezeigt hat. Im letzten Quartal 2006 gab es zwar Vorziehkäufe - im Jänner aber blieb der befürchtete Rückgang der Nachfrage aus.

Einen Ruhepolster ergeben die Daten aber noch lange nicht. Denn das im Jahr 2000 formulierte Ziel der Union, bis 2010 stärkster Wirtschaftsraum der Welt zu werden, ist heute weiter entfernt als damals. Seit 2000 hat sich der Abstand zur US-Wirtschaft noch vergrößert, und die strukturellen Wachstumshemmnisse sind nicht beseitigt worden: Nicht einmal auf eine einheitliche Arbeitszeit-Richtlinie konnte sich die EU bisher einigen. Dazu kommt, dass es keine sichtbaren Bemühungen gibt, die Budgets zu sanieren: Wirtschaftliche Spitzenjahrgänge wie 2006 und 2007 sollten Überschüsse in den Staatshaushalten hinterlassen, doch die meisten Finanzminister machen weiterhin Schulden.

In den USA hingegen verliert gerade der private Konsum deutlich an Schwung, da die Immobilienblase platzt. Allein 2006 sind die Hauspreise um fast 20 Prozent eingebrochen, und viele Privatkredite stehen "unter Wasser". Eine EU mit Volldampf überholt mit Mühe die mit Problemen kämpfenden USA.

Die EU kann sich freuen. Zufrieden sollte sie nicht sein. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17./18.2.2007)