Wien - Claudia Bandion-Ortner, leitende Richterin im Insolvenzfall des Einzelhandelsriesen Konsum, der bisher größten Pleite der Zweiten Republik in die österreichische Wirtschaftsgeschichte, könnte auch den BAWAG-Prozess leiten. Bandion-Ortner sei eine von vier Richtern, aus denen einer per Los dem Prozess gegen den Hauptverdächtigen Ex-Generaldirektor Helmut Elsner und weitere Angeklagte zugeteilt werden wird, bestätigte die Leiterin der Medienstelle im Landesgericht für Strafsachen Wien, Richterin Alexandra Mathes, am Freitag.

Auf der Liste der vier potenziellen Richter für den wahrscheinlich größten Wirtschaftskriminalprozess in der österreichischen Geschichte findet sich aber noch ein weiterer prominenter Name: Thomas Kreuter, der zuletzt den Leiter der Wiener Kriminalpolizei, Ernst Geiger, in der "Sauna-Affäre" verurteilt hat. Die zwei weiteren Richterinnen, die für den Prozess in Frage kommen, sind den Angaben zufolge Daniela Setz-Hummel und Claudia Moravec-Loidolt. Die beiden letzteren sind bisher noch nicht mit Sensationsprozessen in den Medien aufgetaucht.

Resolute Vorsitzende

Die Handelskette Konsum war vor knapp 12 Jahren mit einem Rekord-Schuldenberg von knapp 26 Mrd. S (1,89 Mrd. Euro) in den Bankrott geschlittert. Der darauf folgende Prozess endete nach 15 emotional aufgeladenen Verhandlungstagen mit drei Krida-Verurteilungen und einem Freispruch. Elsner trat damals als einer de Zeugen auf, nachdem die BAWAG einst Mitglied jenes Konsortiums war, das den Niedergang des "Roten Riesen" mit einem Zwei-Milliarden-Schilling-Kredit (145 Mio. Euro) noch einmal abwenden wollte.

Bandion-Ortner eilt seit diesem Prozess Ende der Neunziger-Jahre laut "Format" der Ruf einer guten Verhandlerin und resoluten Prozess-Vorsitzenden voraus. "Nur keine Angst haben - vor so einem Verfahren", sagte sie vor einem halben Jahr in der "Presse": "Würde ich den Bawag-Prozess bekommen, würde ich gleich einen eigenen Raum für die Akten anfordern."(APA)