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Mit der Fusion der russischen Aluminiumgrößen Rusal und Sual mit der Schweizer Glencore ist ein neuer Branchenprimus entstanden, der von Oleg Deripaska gesteuert wird.

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Der Weg ist frei. Mitte der Woche hat das russische Kartellamt grünes Licht für die größte Fusion auf dem Aluminiummarkt gegeben. Im April werden der russische Marktführer "Rusal", der vom Oligarchen Viktor Wekselberg kontrollierte Branchenzweite Sual und die Schweizer Glencore zum weltgrößten Aluminiumhersteller zusammengehen.

Der Konzern, der künftig 100 Prozent der russischen Aluminiumproduktion kontrolliert, wird jährlich vier Mio. Tonnen Primäraluminium und elf Mio. Tonnen Tonerde bei einem Umsatz von 12,2 Mrd. Dollar herstellen.

Damoklesschwert über der Fusion

Rusal, das 66 Prozent am neuen Giganten hält, gehört zum Firmenimperium des russischen Oligarchen Oleg Deripaska. Acht Staaten, darunter die EU-Kommission, haben ihm schon vor dem russischen Kartellamt das Plazet zur Fusion gegeben. Während sich also staatlicherseits kein Widerstand regte, kam dieser zuletzt von einer alten Branchengröße, Michail Tschernoj. Seine Bekanntschaft mit Deripaska geht auf die neunziger Jahre zurück, als sich in der Aluminiumbranche alle Unrühmlichkeiten der russischen Privatisierungsgeschichte wie blutige Übernahmeschlachten und Auftragsmorde ereigneten. Damals kontrollierte der übel beleumundete Tschernoj mit seinem Bruder Lev die Branche und protegierte Deripaska. Laut Tschernoj, der vor einigen Jahren die bulgarische Mobiltel an die österreichische Gruppe um Martin Schlaff veräußerte hat, habe Deripaska die Trennung nicht vereinbarungsgemäß abgewickelt und schulde ihm noch drei Mrd. Dollar oder 20 Prozent der Rusal-Aktien. Die Forderung hängt als Damoklesschwert über der Fusion.

Indes hat sich Deripaska zum reichsten Russen aufgeschwungen. Wie die Moskauer Zeitschrift Finanz soeben errechnete, ist der Besitz des 39-jährigen studierten Physikers seit dem Vorjahr um 60 Prozent auf 21,2 Mrd. Dollar (16,3 Mrd. Euro) gestiegen, womit der langjährige Listenführer Roman Abramowitsch auf Platz zwei (18,7 Mrd. Dollar) verwiesen wird.

Auto, Versicherungen, Banken

Zu Deripaskas Investment-imperium "Basic Element" gehören neben Rusal auch Auto- und Flugzeugbaukonzerne, Banken, Versicherungen und Energieversorger. Im Unterschied zu dem inhaftierten einst reichsten Russen Michail Chodorkowski wird Deripaska und Abramowitsch ein ausgezeichnetes Verhältnis zu Präsident Wladimir Putin nachgesagt. Dieser hat die Oligarchen ja zunehmend an die Leine genommen, für Loyalität aber Straffreiheit zugesichert sowie Unterstützung bei internationalen Expansionsvorhaben versprochen.

Deripaskas Verbindungen in den Kreml haben Tradition. Einst heiratete er die Tochter von Präsident Jelzins Schwiegersohn. Zuletzt hat Deripaska über die Werbeagentur "100 Prozent communications" von Erika Rumpold gute Kontakte nach Österreich aufgebaut und ist eine Kooperation mit AVL List und Magna Steyr eingegangen. (Eduard Steiner aus Moskau, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.2.2007)