Organisch

Die "Ideal Houses", zwei Sonderschauen der Kölner Messe, bei denen mindestens zwei Designer und Architekten gegensätzliche Gestaltungsideen vorstellen, wurden dieses Jahr von Zaha Hadid und Naoto Fukasawa gestaltet. Hadids Gehäuse kommt als reine Materialschlacht daher, wobei die Einzelteile von der österreichischen Firma Idee & Design stammen. Zehn Tage dauerte die Montage der sechs Tonnen schweren Metallkonstruktion, in die 400 Kubikmeter Polystyrol eingefügt wurden und welche man anschließend mit 1,8 Tonnen Polyurethan überzog.

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Aufwändig konstruiert sind auch die acht Meter hohen, geraden Wandscheiben mit ihren feinen Radien, die dem japanischen Designer Fukasawa als Kathedrale der Kontemplation inmitten des Messetrubels dienen. Während Hadids Design-Opus auf spektakuläre Einzelobjekte baut, kann Fukasawa mit 44 Objekten vom Möbel über die Leuchte bis zu Grill, Telefon und Fernseher glaubwürdig eine ganze Wohnung ausstatten.
imm-cologne

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Verspielt

Das Sofa-Programm "Plupp" von Brühl verfügt über bis zu 22 Einstecklöcher, in die gepolsterte Lehnelemente - geknickt oder gestreckt - eingesetzt werden. Beim Herausziehen der Lehnen entsteht ein Vakuum und ein Geräusch, das namensgebend ist.

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Entworfen hat das Programm mit recht- eckigen und runden Sitzflächen Kati Meyer-Brühl, die Tochter des Brühl-Geschäftsführers, die sich bereits einige Möbelprogramme für das Familienunternehmen ausgedacht hat, das sich schon vor Jahrzehnten vom Matratzenhersteller zur Polstermöbel-Firma entwickelt hatte. So verfügen viele Entwürfe über eine verspielte Einfachheit und keinerlei Hang zur gezwungenen Gemütlichkeit, den viele Traditionsfirmen erst mühsam ablegen.
Bruehl

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Bodenständig

Das Möbel "Lava" von Studio Vertijet war eine der wenigen Überraschungen der diesjährigen Kölner Möbelmesse. Immer mehr Hersteller heben sich ihre Neuheiten für Mailand auf und präsentieren in Köln Vorjahreskost. Nicht so der Polstermöbelhersteller Cor.

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Er ließ die beiden Designer Steffen Kroll und Kirsten Hoppert aus Halle ein amorphes Gebilde konstruieren, das mit dem Boden verwächst. Weil das Auge keine Kanten findet, um sich daran zu orientieren, wirkt "Lava" riesig. Ein massives Auflageelement und ein Teppich, der auf und vor dem Sofa liegen kann, propagieren bodennahes Leben und Wohnen. Und das kam besser an, als Cor erwartet hatten: Händler orderten das Möbel begeistert.
Cor

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Stählern

Bekannte Formen kombiniert Designer Wulf Schneider mit neuen Funktionen. Sein Sofa-Programm "S 3500" sieht aus, als würde es schon ewig von Thonet hergestellt werden. Ein-, Zwei- und Dreisitzer aus Stahlrohrgestell sind mit Sitz- und Rückenpolstern ausgestattet.

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Die Sitzpolster werden über zwei Auszüge ausgefahren. Tatsächlich ist das bequeme Loungemöbel eine Neuheit, an deren Funktionalität bis zur Serienreife noch ein klein wenig gefeilt werden muss.
Thonet

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Wiederentdeckt

In den 1960er-Jahren war der italienische Hersteller Zanotta Taktgeber in Sachen Popdesign. Mit Entwürfen wie dem aufblasbaren Sessel "Blow" oder dem Sitzsack "Sacco" fing Zanotta den Zeitgeist ein und stattete ein neues Lebensgefühl mit passenden Möbeln aus.

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"Blow" und "Sacco" sind bis heute lieferbar, längst auch in anderen Farben und Materialien. Nun hat Zanotta auch "Karelia" wieder neu aufgelegt. Der Sessel, den die finnische Designerin Liisi Beckmann 1966 entwarf, kann wie ein Baustein zu lose aufgestapelten Wänden, Höhlen und Sitzlandschaften zusammengesetzt werden.
Zanotta

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Modular

Der in Berlin und der Toskana lebende Designer Werner Aisslinger gehört zu den besonders Erfolgreichen seiner Branche. Neben rein kommerziellen Objekten entwickelt er gelegentlich Projekte, die frei von unmittelbarem Verwertungszwang sind.

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In der Kölner Christuskirche, die während der Messe als Showroom vermietet wird, präsentierte der Mitgründer des Berliner Designmai ein raumbildendes Regal aus Büchern. Bildbände, die niemand mehr braucht, die meist in Kellern und längst verlassenen Jugendzimmern nutzlos herumliegen, verbaut er mit eigens entwickelten Metallverbindern zu raumbildenden Strukturen.
Studio Aisslinger
(Thomas Edelmann/Der Standard/Rondo/16/02/2007)

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