London/Ankara - Der Ausbruch der Vogelgrippe in einem britischen Geflügelmastbetrieb ist nach Überzeugung der Behörden auf den Import von verseuchtem Truthahnfleisch aus Ungarn zurückzuführen. Darüber informierte der wissenschaftliche Chefberater der Regierung, Sir David King, am Freitag den Krisenstab des Kabinetts.

Der vergangene Woche in dem ostenglischen Betrieb nachgewiesene Unterstamm des Virus H5N1 sei identisch mit dem Ende Jänner in Ungarn aufgetauchten. Daher sei es "das wahrscheinlichste Szenario", dass das Virus mit Frischfleisch aus Ungarn nach Großbritannien gelangte.

Risiko "mäßig hoch"

Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) stufte das Risko für das Einschleppen des Erregers mit dem Personen- und Fahrzeugverkehr aus Großbritannien von "gering" auf "mäßig" hoch. Die Sicherheitsmaßnahmen in deutschen Geflügelhaltungen sollten weiter auf hohem Niveau gehalten werden, empfahl das Institut.

Der deutsche Naturschutzbund (NABU) sah mit dem britischen Fall Anzeichen bestätigt, dass sich die Vogelgrippe vor allem durch den weltweiten Geflügelhandel überträgt. Die Seuche trete immer wieder in abgeschotteten großen Tierfarmen auf, sagte der NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

In Ungarn und Großbritannien waren nach den Vogelgrippefällen zehntausende Tiere getötet worden. Auch im türkischen Bogazköy wurde das Geflügel beseitigt, Häuser, Ställe, Fahrzeuge und sogar ein nahe gelegener See wurden desinfiziert. Es wird vermutet, dass die Tierseuche dort von Zugvögeln eingeschleppt wurde.

In Ägypten, dem am stärksten von der Vogelgrippe betroffenen Land außerhalb Asiens, registrierten die Gesundheitsbehörden sechs neue Verdachtsfälle bei Menschen. Die unabhängige Kairoer Tageszeitung "Al-Masri Al-Yom" berichtete, die aus verschiedenen Provinzen stammenden Erkrankten hätten alle zu Hause Enten oder Hühner gezüchtet. Bei einem Mann sei das Virus bereits nachgewiesen worden. (APA)