Schanghai - In Schanghai soll eine Gedenkstätte für jüdische Emigranten entstehen, die in den 1930er und 1940er Jahren vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten in die ostchinesische Hafenstadt geflüchtet waren. Der Stadtbezirk Hongkou habe vor, die Ohel Moishe Synagoge noch in diesem Jahr zu renovieren und zu einem Gedenkzentrum auszubauen, berichtete die Zeitung "Shanghai Daily" am Donnerstag. Das Gebäude solle nach Bauplänen aus dem Jahr 1928 restauriert werden.

Von den frühen 1930er Jahren an bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs sollen nach unterschiedlichen Angaben zwischen 20.000 und 30.000 Juden in der Hafenmetropole Schutz gesucht haben, darunter auch an die 5.000 Österreicher, die in "Little Vienna" die Shoa überlebt haben. Schanghai war von den späten 1930er Jahren an einer der letzten Orte, in dem jüdische Flüchtlinge noch aufgenommen wurden. Die Hafenstadt stand zur damaligen Zeit zum überwiegenden Teil unter der Kontrolle westlicher Kolonialmächte. Wegen des halbkolonialen Status und der Extraterritorialität des Stadtkerns benötigten die Emigranten kein Visum für das damalige "Paris des Ostens".

Ghetto

Viele Juden kamen in dem Stadtbezirk Hongkou unter, in dem nun das Gedenkzentrum in der Synagoge mit verschiedenen Ausstellungsstücken und Antiquitäten ausgestattet werden soll. Im Zweiten Weltkrieg wurden schließlich alle Emigranten von der japanischen Besatzungsmacht in diesen Teil der Stadt zwangsumgesiedelt. Der Ort wurde als "Schanghaier Ghetto" berüchtigt. Im vergangenen Jahr waren rund 120 ehemalige Emigranten in Schanghai zusammen gekommen, um an seine Rolle als Schutzhafen und Emigrationszentrum zu erinnern.

Das Jüdische Museum Wien hatte bereits im vergangenen Herbst eine Ausstellung über das jüdische Exil in Schanghai gezeigt. Im Rahmen des "China-Jahres" des Österreichischen Außenministeriums wurde zeitgleich im Museum Judenplatz auch eine Schau über das Leben des österreichischen Arztes Jakob Rosenfeld (1903-1952) präsentiert, der 1941-49 in Maos Armee diente und es dort bis zum General einer Sanitätsbrigade und zum Gesundheitsminister gebracht hatte. (APA/dpa)