Im Hinblick auf die Inflation sei "besondere Wachsamkeit" notwendig, sagte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet in Frankfurt. Mit dieser Schlüsselformulierung gibt die Notenbank grünes Licht für eine Zinsanhebung im nächsten Monat. Dann würde der Leitzins von 3,5 auf 3,75 Prozent klettern. Zunächst bleiben die Zinsen unverändert bei 3,5 Prozent
"Nach allem, was wir derzeit wissen, wird die Inflation in den nächsten Monaten zunächst zurückgehen und dann wieder steigen", begründete Trichet seine Ankündigung. Seit Dezember 2005 ist der Zins in sechs Schritten von 2,0 auf 3,5 Prozent gestiegen. Die EZB hält weitere Zinserhöhungen auch wegen des wirtschaftlichen Aufschwungs für notwendig. Die Notenbank hat die Aufgabe, stabile Preise zu sichern.
Risiko für Teuerung
Ein besonderes Risiko für die Teuerung sieht Trichet - neben steigenden Ölpreisen - in überhöhten Lohnabschlüsse in den laufenden Tarifrunden. "Lohnabschlüsse sollten die Produktivitätsentwicklung und die weiterhin hohe Arbeitslosigkeit berücksichtigen", mahnte der Notenbankchef. Zum Beginn der Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie in Deutschland hatte die IG Metall 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt verlangt. Dagegen löste die Mehrwertsteuererhöhung in der größten EU-Volkswirtschaft Deutschland entgegen den Erwartungen laut EZB keine Teuerungswelle aus.
Höhere Zinsen verteuern Kredite und Investitionen und kurbeln damit die Wirtschaft kaum noch an. Die Mehrheit der Volkswirte rechnet damit, dass der Leitzins in diesem Jahr noch die 4,0-Prozent-Marke erreicht. Auch die britische Notenbank ließ ihren Leitzins am Donnerstag wie erwartet unverändert bei 5,25 Prozent.