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Friedrich Stickler: "Die UEFA ist zuletzt in Richtung der Einnahmen-Maximierung gegangenen, da läuft der Fußball manchmal Gefahr, auf der Strecke zu bleiben."

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St. Julians/Malta - ÖFB-Präsident Friedrich Stickler hat keine Bedenken, dass es nach dem Führungswechsel im europäischen Fußball-Verband UEFA zu Komplikationen in Bezug auf die EURO 2008 in Österreich und der Schweiz kommen könnte. "Michel Platini ist ein Freund Österreichs, er hat uns in der Bewerbungsphase unterstützt und sich im Entscheidungsprozess wesentlich für uns eingesetzt", sagte Stickler über den neuen UEFA-Boss.

"Sehr guten Kontakt"

"Wir haben einen sehr guten Kontakt zu ihm, und er hat uns versprochen, dass er uns weiter unterstützen will", betonte der ÖFB-Chef, der aber auch die Verdienste des abgewählten UEFA-Präsidenten Lennart Johansson hervorhob. "Seine Leistungen für den europäischen Fußball waren großartig."

Durch den Wechsel an der UEFA-Spitze - so nahm auch der einflussreiche Generalsekretär und Johansson-Intimus Lars-Christer Olsson den Hut - sei für den europäischen Verband "eine ganz wichtige Zeit" angebrochen. "Die UEFA ist zuletzt in Richtung der Einnahmen-Maximierung gegangenen, da läuft der Fußball manchmal Gefahr, auf der Strecke zu bleiben", so Stickler.

"Revival der G14"

Der Lotterienboss vermutet allerdings, dass die Vertreter der großen Verbände bzw. Klubs der von Platini angekündigten Streichung eines Champions-League-Platzes nicht tatenlos zusehen werden. "Wenn nur noch maximal drei Klubs pro Land für die Champions League zugelassen werden, gibt's ein Revival der G14 (Anm.: Interessensvertretung der größten Klubs). Das könnte bis zu einer Zerreißprobe im europäischen Fußball führen", vermutete Stickler.

Dass Platini im Sinne seines bisherigen Mentors, FIFA-Boss Sepp Blatter, agieren werden, glaubt Stickler nicht. "Sobald er sich etabliert hat, wird er seinen eigenen Weg gehen."

Minderheiten

Der ÖFB-Boss macht sich aber auch über andere einschneidende Ereignisse im europäischen Fußball in den vergangenen Tagen Gedanken, so auch über die schweren Ausschreitungen am Freitag in Italien. Derart gewaltbereite Fans werden bei der EURO klar in der Minderheit sein, so Stickler. "Der wesentliche Unterschied zwischen Vereins-Fußball und Großveranstaltungen ist, dass bei einer WM oder EM ein ganz anderes Publikum angesprochen wird." Auch bei den Public-Viewing-Schauplätzen glaubt Stickler an ein friedliches Miteinander der verschiedenen Anhänger.

So wie der Sicherheitsaspekt werden die EURO-Organisatoren auch steuerrechtliche Fragen noch länger beschäftigen. "Wir wissen immer noch nicht, wie die von den Landesverbänden ausbezahlten EM-Prämien besteuert werden", sagte Stickler, der in dieser Causa auf eine Entscheidung der Schweizer Finanzbehörden wartet, an der sich dann auch Österreich orientiert. Eine einheitliche Besteuerung sei unumgänglich, da sonst Mannschaften je nach ihren Spielorten unterschiedliche Steuersätze aufzubringen hätten. (APA)