Bild nicht mehr verfügbar.

Blick in die neuen Räume der Redaktion von "Vanity Fair" Unter den Linden in Berlin.

Foto: APA/dpa/Rainer Jensen

Bild nicht mehr verfügbar.

Til Schweiger am Cover und seit Mittwoch am Kiosk: Das 320 Seiten starke Heft für einen Euro. Anders als das US-Original erscheint die deutsche Vanity-Fair-Ausgabe nicht monatlich, sondern wöchentlich.

Foto: APA/dpa/Rainer Jensen
Das war schon ein Hingucker, damals im Herbst, als die amerikanische "Vanity Fair" exklusiv Suri, das Baby von Tom Cruise und Katie Holmes, am Cover zeigte. Dumm für den Condé Nast Verlag, dass das Töchterchen von Schauspielerin Heike Makatsch zu spät für die Erstausgabe der deutschen Vanity Fair das Licht der Welt erblickte. Jetzt ist halt Til Schweiger auf dem Titelblatt – mit nacktem, rasiertem Oberkörper und einer Ziege, ungemein glamourös.

Dabei verspricht Chefredakteur Ulf Poschardt, der auch schon für das Magazin der "Süddeutschen Zeitung" und für die Welt am Sonntag tätig war, "Genuss und Entspannung – auf höchstem Niveau" in seinem Magazin, das zunächst für einen Euro zu haben ist. 500.000 Stück beträgt die Startauflage, das nennen Branchenkenner mutig. Denn an Vanity Fair, diesen legendären "Jahrmarkt der Eitelkeiten", der in den USA seit 1914 mit einer langen Unterbrechung und in Italien seit 2003 erscheint, hat sich in Deutschland noch kein Verlag herangetraut.

"Neue Leistungselite"

Doch zurück zu Til Schweiger, der Vanity Fair exklusiv erzählt, dass er einmal als schlimmer Junge von Schauspieler-Kumpel Heiner Lauterbach eine Heroinpille gekriegt hat. Auf der mutierten britischen Ausgabe des US-Originals posiert übrigens Demi Moore in High Heels vor einem goldenen Hintergrund, was deutlich weniger an ein Tiermagazin erinnert. Dahinter jedoch geht es, was die Anzeigen betrifft, in beiden Heften gleich zu: Gucci, Armani, Chanel – alles, was das Konsumentenherz der "neuen Leistungselite Deutschlands" begehrt, wie Herausgeber Bernd Runge die angepeilte Zielgruppe nennt.

Durch opulente Modestrecken und gut recherchierte Stories begeisterte das US-Original schon oft. Vielleicht hatten die Deutschen Angst vor dem Vergleich, denn Mode passiert hier schlicht und einfach vor weißem Hintergrund.

Barack Obama, Bewerber für das US-Präsidentenamt, darf in keiner der Ausgaben fehlen, wobei die generell textlastigere englischsprachige weitergeht und gleich ein "Who is who" der Mächtigen in Washington präsentiert. Dafür haben die Berliner ihren Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD), der mit Hirschen posiert.

Natürlich Beckham

Weil die Promis in Good Old Germany nicht ganz so glänzen wie die Kollegen in den USA, blickt die deutsche Vanity Fair über den heimischen Tellerrand und erblickt Bekanntes: Fußballergattin Victoria Beckham, die Prinzen-Freundinnen Kate Middleton und Chelsy Davy sowie Kylie Minogue.

Doch es gibt auch Seiten für das Hirn, nicht nur für das Auge: Exklusiv hat der DuMont Verlag dem Heft das Tagebuch der ermordeten russischen Journalistin Anna Politkowskaja überlassen. Und dass Michel Friedman, einst Vize-Präsident des Zentralrats der Juden, sich in die Höhle der NPD wagt, erweckt Lust auf Fortsetzung. Vielleicht schreibt demnächst ja ein deutscher Kardinal über das Rotlichtmilieu.

Witzig sind die "Liaisons Dangereuses" auf Seite 148, eine grafische Darstellung der Lügen- und Sex-Gerüchte aus dem französischen Präsidentschaftswahlkampf. Im Internet gibt es das übrigens noch nicht. Vanity-Online startet erst im April. (Birgit Baumann aus Berlin/DER STANDARD; Printausgabe, 8.2.2007)