Das Rote Kreuz beschäftigt rund ein Drittel der Zivildiener in Österreich. "Rein rechnerisch brauchen wir bei der Verkürzung auf neun Monate um 40 Prozent mehr Zivildiener, um die gleiche Leistung zu erbringen", betont Kerschbaum. Grund sei die lange Ausbildungsdauer für Rot-Kreuz-Zivildiener von zweieinhalb Monaten. Trotzdem sei im Vorjahr nicht einmal eine Steigerung um ein Viertel möglich gewesen. Von 4.100 beantragten Zivildienern wurden laut Kerschbaum nur 3.590 zugewiesen - gegenüber 2005 ein Plus von 9,2 Prozent.
Die Landesorganisationen in der Steiermark und in Oberösterreich sind bereits mit der Landesregierung in Kontakt getreten. "Sie wollen zusätzliche hauptamtliche Mitarbeiter einstellen", sagt Kerschbaum. Andernfalls drohe ein "abgespecktes Leistungsspektrum". Und das würde bedeuten, "dass bei Krankentransporten sehr lange Wartezeiten auftreten würden und die Gefahr besteht, dass beim Rettungsdienst längere Fristen entstehen".
Geburtenschwache Jahrgänge
Von der Politik erwartet sich Kerschbaum mehr Unterstützung. Er fordert vor allem eine Werbekampagne unter Jugendlichen für den Zivildienst - zumal das Rote Kreuz weitere Probleme befürchtet, wenn ab 2011 die geburtenschwächere Jahrgänge ins Zivildienstalter kommen. Außerdem plädiert Kerschbaum für die Valorisierung des staatlichen Zuschusses: Während die Aufwendungen des Roten Kreuzes für seine Zivildiener heuer nämlich um 2,4 Prozent gestiegen sind, ist die Kostenpauschale mit 580 Euro pro Zivildiener unverändert geblieben.
Nicht möglich ist es laut Kerschbaum jedenfalls, die fehlenden Zivildiener durch Freiwillige zu ersetzen: "Die haben ja einen Zivilberuf und stehen uns Abends und am Wochenende zur Verfügung." Tagsüber müsse man also Zivildiener einsetzen. Außerdem betont Kerschbaum, dass etwa ein Drittel der Ehrenamtlichen beim Roten Kreuz als Zivildiener angefangen haben - weniger Zivis würden für die Rettungsorganisation auf lange Sicht also auch weniger Freiwillige bedeuten.
Caritas: "Mehr Kreativität"
Caritas-Generalsekretär Stefan Wallner berichtet von Schwierigkeiten in einzelnen Regionen. Er kritisiert, dass bei der Verkürzung des Zivildienstes keine Maßnahmen zur Attraktivierung gesetzt und bei der Reform nur ein "Minimalprogramm" umgesetzt worden sei. So würde etwa die freiwillige Verlängerung nur selten angenommen. "Mehr Kreativität und Mut wären hilfreich gewesen", ortet Wallner noch Evaluierungsbedarf.