Forschung & Geschlecht
Kurzsichtigkeitsgen im Erbgut
Genetischer Auslöser führt zu Kurzsichtigkeit
München - Wenn die Eltern eine Sehschwäche ab
etwa minus sechs Dioptrien haben, geben sie diese Veranlagung mit großer
Wahrscheinlichkeit an ihre Kinder weiter. "Wir wissen jedoch nicht, bei wie
viel Prozent der Kinder sich der Defekt im Bauplan befindet", wird der
Humangenetiker Thomas Meitinger von der Ludwig-Maximilians-Universität
München, Klinikum Innenstadt,
in FOCUS
zitiert.
Meitinger hat sich auf die Erforschung der genetischen
Ursachen von Augenkrankheiten spezialisiert.
Forscher vom National Institute of Health (NIH)
www.nih.gov/
der
USA und eine Gruppe um Richard King von der University of Minnesota
http://www.umn.edu/
haben das Kurzsichtigkeitsgen auf Chromosom 18
ausfindig gemacht. Durch Familienstudien mit stark Kurzsichtigen konnten sie
die ungefähre Stelle bestimmen, an der sich der genetische Defekt befindet.
"Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie das Gen ganz genau
identifiziert haben", so Meitinger. Würde dies gelingen, wäre dieses das erste
bekannte reine Kurzsichtigkeitsgen. Hingegen ist die schwächere
Nahsichtigkeit ein Geheimnis. Bisher seit nicht einmal gesichert, ob diese
überhaupt von den Eltern an die Kinder weitergegeben werde.
Das dichte Arbeiten vor den Augen habe einen Einfluss auf die
Kurzsichtigkeit. Aber die hätten auch die Gene. Dies hätten
Vergleichsstudien in verschiedenen Ländern zeigen können. In Japan sind 95
Prozent, in Taiwan 70 Prozent aller Schulkinder kurzsichtig, in Deutschland
dagegen nur zehn Prozent. Diese große Kluft ließe sich nicht allein mit
unterschiedlichem Leseverhalten im Kindesalter erklären, sondern deute
ebenfalls auf einen genetischen Auslöser hin.
Brille bleibt
Eine einfachere Abhilfe als die Brille, Kontaktlinsen oder eine Laseroperation
gegen Kurzsichtigkeit scheint trotz Genfund nicht in Sicht. Auch nach der
Entdeckung des Kurzsichtigkeitsgens wird es zumindest in absehbarer Zeit
keine Pille gegen die Brille geben. Ebenfalls schließt Meitinger aus, dass stark
kurzsichtige Eltern vor der Geburt ihrer Kinder diese bei einer
Fruchtwasseruntersuchung auf
die Fehlsichtigkeit testen lassen können. (pte)