"Die Würfel sind gefallen" - praktisch direkt neben die Piste.

Foto: Cube Hotels
So ging es mit mir noch nie bergab. Die Füße eng zusammengepresst in einer Schlaufe fixiert, probeweise ein kleiner, zaghafter Schwung, im Übrigen aber unsicher, um Kontrolle über dieses Ding zwischen mir und der Piste ringend. Das Fahrgefühl und die direkte Lenkung erinnern an einen Roller, dessen wiederbelebte Version einer jüngeren Generation heute als Scooter bekannt ist.

Bikeboard nennt sich dieses Universalsportgerät unter mir selbstbewusst auf Neudeutsch. Die Philosophie des Schweizer Konzepts prangt in schwarz-silbrigen Lettern auf dem Rahmen: "4 Elements". Mit zusätzlich zu erstehenden Modulen kann das Bikeboard auf Wasser, Schnee, Asphalt und Offroad eingesetzt werden - zu allen vier Jahreszeiten versteht sich. Preis: 750 €.

Die kann man sich vorerst einmal sparen, denn Probefahrten mit dem "Schneeroller" oder zahlreichen anderen Trendsportgeräten wie Airboard, Ski Fox oder Snow Bike werden vom "New Technology Center (NTC) Sölle" am Nassfeld angeboten.

Bei der Mittelstation Tressdorferalm steht ein kleines, bis oben hin mit Sportgerät bestücktes Verleihhäuschen. Die aufmunternde Beschallung macht wild auf Bewegung und lockt zuerst einmal Neugierige an, die die Spuren der eigenwilligen Apparaturen im Nassfelder Schnee bis hierher verfolgt haben. Der junge, einschlägig hip gekleidete Betreuer erklärt im Handumdrehen das gewählte Sportgerät, und schon kann das Experiment seinen Lauf nehmen. Die Wahl der Piste ist dabei für einige Vehikel auf den nahe liegenden "funpark" beschränkt, viel wichtiger ist aber das Versprechen: "Jeder kann ganz leicht und sofort fahren." Beworben werden nämlich in erster Linie Sportarten, die in einem Tag erlernt werden können. Denn "der zeitliche Aufwand steht idealtypischerweise in indirekt proportionalem Verhältnis zum Spaßfaktor", wie man das hier so schön zusammenfasst.

Schneller Erfolg

Dieser Faktor, den ich hier als Begriff übrigens in zwei Tagen öfter zu hören bekam, als das ganze letzte Jahr zuvor, geht aber tatsächlich Hand in Hand mit dem schnellen Erfolgserlebnis. Ein bislang erfolgreiches Konzept, das die etwas angestaubten, aber zumindest schneereichen Erinnerungen an Winterurlaube der Kindheit schnell verblassen und dann erahnen lässt, wie viel Spaß heute eigentlich in einen Tag passt. Und ein Konzept, dass sich ohne weiteres auch für den Sommer adaptieren lässt, nur hat man es dann mit - ebenfalls voll und ganz dem Spaß geweihten - Geräten wie "Spooler, Stanley Rider oder Trikke" zu tun. Über Funktionsweise und Nebenwirkungen informieren gegebenenfalls die Spezialisten vom New Technology Center.

Bliebe noch das Zwanghafte bei dem Spaß zu erwähnen: Wer im Cube Hotel eincheckt, bucht sämtliche Trendsportgeräte zum Probefahren gleich mit. Wer nämlich im Winter hier wohnt, hat gar keine andere Wahl, als den Tagespass für die Skiarena Nassfeld dazu zu nehmen. Wenigstens wird dieser vergünstigt angeboten und die Einschulung am Spaß-Gerät, die unbegrenzte Benutzung und die notwendige Schutzausrüstung sind bereits im Preis inkludiert. Eine logische Konsequenz aus der rasch wachsenden Zielgruppe: Als jung gelten auch die Junggebliebenen, aber vor allem für Sportfreaks in jedem Alter wurde in Tröpolach/Hermagor 2004 das erste der würfeligen Hotels errichtet. Mit dem Standort Biberwier-Lermoos in Tirol geht das Cube (nach jenem in Savognin in der Schweiz) ab Juni 2007 bereits in die dritte Auflage. Kühles, minimalistisches Design und günstige Zimmerpreise sind die Basis, Frühstücks-, Mittags- und Abendbuffet lassen nichts zu wünschen übrig. Zusatzangebote wie Sauna, Playstation, Filme und der Cube-Wochenprogrammplan garantieren bei Schlechtwetter den einzuhaltenden Spaßfaktor.

Schlüssel zum Spaß

Die Liftkarte ist übrigens zugleich der Zimmerschlüssel. Sowohl am Türschloss als auch an den Drehkreuzen der Bergbahn soll ein eingelegter Magnetstreifen das Lösen der Verriegelung bewirken, die einen vom Schneeweiß der Bettwäsche und der Piste trennt. Was an der Tür tadellos funktioniert, führt am Liftautomaten nicht selten zu bemerkenswerten Posen und Verrenkungen: Manche umarmen den sperrigen Automaten, andere umtanzen ihn aufreizend, die ganz Hartnäckigen reiben sich recht unschicklich daran. Neuere Skianzüge hätten außen eigene Plastikfensterchen für die Karte angebracht, wird mir gesagt. Außerdem funktioniere es besser, wenn man etwa 20 cm Abstand hält. Und tatsächlich, das Drehkreuz tut nun genau das, wofür es bestimmt ist: es dreht sich! Ein Spaßfaktor weniger.

Man versteht sich als internationaler Gastronomiebetrieb. Barbesucher und Gäste in der Lounge unterhalten sich auf Schwyzerdütsch und Italienisch. Im Hotel selbst sind die einzelnen Aufenthaltsbereiche in Englisch angeschrieben. So wechselt der Gast nach dem Abendessen zuerst in die "gaming zone", dann in die "relax area" oder geht - bereits müde - schlicht und einfach auf die "cube box", sein Zimmer. Im "show room" dagegen, einem vom Gang aus einsehbaren Teil des Zimmers, stellt der modebewusste Trendsportler das neue Bike oder Board, oder eben ganz modern sein Bikeboard zur Schau.

Die Hintergrundbeschallung im würfeligen Hotel wechselt von Reggae zu HipHop und wieder zurück, nur der Schallpegel bleibt gleich. Apropos Schall: Die spartanischen Zimmer - und das darf durchaus als optischer und praktischer Vorteil verstanden werden - sind in ihrer relativ dünnwandigen Modulbauweise für Ruhesuchende ungeeignet. "Die Zimmer werden auch wirklich nur zum Schlafen aufgesucht", betont Manager Oliver Beyer. "Für alle anderen Tageszeiten sind die gemeinschaftlichen Bereiche gedacht." Sitzgruppen vor den Zimmern erleichtern das "socializing" mit anderen Gästen.

Die Lounge mit ihren breiten Ledercouches lädt ein, bei einem Drink am prasselnden Kaminfeuer den Tag Revue passieren zu lassen, bevor die Nacht in der Großraumdisco im Untergeschoss hereinbrechen darf. Auch "Cube-Externe" sind hier willkommen.

Eisfreie Flüsse und apere Hänge sind übrigens Schnee von gestern. Die gut präparierten Pisten liegen nur fünfzig Meter hinter dem Haus - ein verlässlicher Spaßfaktor. (Josef C. Ladenhauf/Der Standard/Printausgabe/3./4.2.2007)