Frage: Was passiert als Nächstes?

Antwort: UN-Vermittler Ahtisaari unternimmt noch einen Versuch, seinen Plan mit Serben und Albanern abzustimmen. Das Ziel: Eine einvernehmliche Lösung. Dass es dazu kommt, ist unwahrscheinlich.

Frage: Wo spießt es sich noch?

Antwort: Belgrad verlangt den formalen Rechtstitel auf die Souveränität: Kosovo soll nicht UNO-Mitglied werden und keine eigenen _Botschaften unterhalten dürfen. Alles andere, auch die Minderheitenrechte für die Kosovo- Serben, ist konsensfähig.

Frage: Was ist, wenn man den Serben ihren Willen gibt?

Antwort: Dann würde das Damoklesschwert einer „Wiedervereinigung“ mit Serbien über dem Kosovo hängen und für dauernde Spannung sorgen – wie zwischen China und Taiwan.

Frage: Kann der Kosovo gegen den Willen Belgrads unabhängig werden?

Antwort: Ja, wenn der Weltsicherheitsrat es beschließt.

Frage: Wird der Sicherheitsrat das tun?

Antwort: Kaum. Die Veto-Macht Russland will keiner Lösung zustimmen, mit der Belgrad nicht leben kann.

Frage: Was passiert, wenn Russland sein Veto einlegt?

Antwort: Die USA und einige andere Staaten könnten den Kosovo dann eben einseitig anerkennen.

Frage: Ist das ein gangbarer Weg?

Antwort: Für die USA ja, für die Europäer nicht. Sie könnten nicht von der UNO die Oberaufsicht übernehmen. Mit dem Streit um das Territorium wäre die Osterweiterung blockiert. In Bosnien und Mazedonien drohen Spannungen.

Frage: Muss ein Krieg befürchtet werden?

Antwort: Zurzeit nein. Keine Seite hat bisher eine militärische Drohung ausgesprochen. Aber vor dem Hintergrund der jüngsten Geschichte ist auch Gewalt nicht auszuschließen. (DER STANDARD, Printausgabe, 3./4.2.2007)