Die FH Wels ist eine der wenigen Hochschulen Österreichs, an denen kein Studienbeitrag zu zahlen ist.

Foto: Fachhochschulen Oberösterreich
Wer für sein Studium nicht zahlen möchte, ist an den Fachhochschulen in Oberösterreich, Steiermark und Burgenland gut aufgehoben. Dort hat man sich entschieden, vorerst keine Studiengebühren zu verlangen. In der Steiermark, wo die Gebühren erst im vergangenen Herbst abgeschafft wurden, will die ÖVP sie allerdings wieder einführen. FachhochschülerInnen selbst wollen mehr in die Gebührenregelung der Universitäten einbezogen werden.

Im Regierungsprogramm "vergessen"

"Bei den Fachhochschulen treten keine Änderungen ein." Mit diesem Satz aus dem Regierungsprogramm wurden die Studierenden Österreichs Fachhochschulen aus dem umstrittenen Modell der gemeinnützigen Leistung gegen Studiengebühren ausgeschlossen. Während tausende Universitätsstudierende zu Jahresbeginn auf die Straßen gingen, um gegen die neue Regelung zu kämpfen, fühlen sich die FachhochschülerInnen ungerecht behandelt: "Auf uns wurde einfach vergessen", protestiert Philipp Hense, Obmann des Vereins zum Aufbau und Förderung einer bundesweiten Studierendenvertretung der Fachhochschulen und Fachhochschul- Studiengängen (VFFH).

Was genau dem Vereinsobmann stört, ist, dass "Gusenbauer von 'allen Studierenden' spricht, aber dabei auf 30.000 FH-StudentInnen vergisst." Studiengebühren werden in Österreich zwar auf Landesebene geregelt, dennoch hofft Hense, dass es auch für seine KollegInnen eine Möglichkeit gibt, sich von den Studiengebühren befreien zu lassen. Der VFFH steht deshalb bereits mit der Österreichischen HochschülerInnenschaft in Kontakt. "Die werden in der Arbeitsgruppe mit Wissenschaftsminister Johannes Hahn auch unseren Standpunkt einbringen", berichtet Hense.

Gebühren an FHs eher akzeptiert

Ob die FachhochschülerInnen das von der neuen Regierung präsentierte Modell zur Rückerstattung der Studiengebühren durch gemeinnützige Arbeit befürworten, will Hense nicht beantworten. Dennoch wäre es fair, die Fachhochschulen in die Regelung einzubeziehen. Laut einer Umfrage unter den Studierenden der FH Joanneum sind nach Angaben Henses 60 Prozent gegen, 40 Prozent für die Studiengebühren. "Die Situation lässt jedoch nicht vergleichen, da an den Fachhochschulen andere Verhältnisse herrschen", meint Hense. Den Ressourcenmangel, der an den Unis herrscht, gebe es an Fachhochschulen nicht. Deshalb würden die Studierenden auch eher akzeptieren, Gebühren zu zahlen.

Immerhin zahlen in drei Bundesländern die FachhochschülerInnen keinen Beitrag. Die Erhalter sind laut einem Beschluss im Nationalrat im November 2000 dazu berechtigt, Studiengebühren zu verlangen, müssen aber nicht. Gegen die Studiengebühren hat sich unter anderem das Land Oberösterreich entschieden, welches die Fachhochschulen Oberösterreich GmbH hauptfinanziert.

Nicht entscheidend für Qualität

Regina Aichinger, Leiterin des Studienbetriebes der FH Oberösterreich, sieht in der Entscheidung keinen Nachteil für die Lehre und Qualität des Angebots: "Schließlich erhalten wir nicht weniger Geld. Die Entscheidung liegt nicht bei uns, sondern beim Land", so Aichinger. Den von Bundeskanzler Alfred Gusenbauer präsentierten Studiengebührenkompromiss hält sie für unüberlegt: "Da wurde nur eindimensional gedacht. Dass gemeinnützige Arbeit eine Mehrbelastung für ohnehin schon berufstätige Studierende ist, wurde nicht beachtet", meint die Leiterin.

Auch an den beiden Fachhochschulen Burgenlands in Eisenstadt und Pinkafeld zahlen Studierende keinen Beitrag. Allerdings ist nicht klar, wie lange der Beschluss hält. Laut Pressesprecherin Martina Landl wurde vom Land Burgenland keine Frist gesetzt, theoretisch könnten die Studiengebühren jederzeit eingeführt werden.

Steiermark bis 2010 ohne Gebühren

In der Steiermark sind FachhochschülerInnen auf jeden Fall bis 2010 von Studienbeiträgen befreit, allerdings erst seit dem Wintersemester 2006/07. "Die Entscheidung wurde durch die Bildungslandesrätin Bettina Vollath vorangetrieben, die sich sehr für den freien Hochschulzugang einsetzt", erklärt Anna Koubek, Geschäftsführerin der FH Joanneum. Sie freue sich für ihre Studierenden über die finanzielle Entlastung. Dass Studiengebühren generell abgeschafft gehören, würde sie nicht behaupten. Die Situation und die Finanzierungsmodelle an den Unis lassen sich laut Koubek nicht mit denen an der Fachhochschule vergleichen. Den Gusenbauer-Vorschlag will die FH- Geschäftsführerin jedoch nicht kommentieren. (Elisabeth Oberndorfer/ derStandard.at, 2. Februar 2007)