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"Die Studierenden sind zurecht sauer, dass die Studienbeihilfen seit acht Jahren nicht mehr an die Geldentwertung angepasst wurden. Aber dahinter werden weit größere Probleme sichtbar. An den Universitäten werden die Studien völlig neu geordnet, das Studienförderungsgesetz tut aber noch immer so, als ginge es um die Unis der 1990er Jahre. Außerdem geht das Gesetz offenbar von der Regel aus: Im Zweifel gegen den Studierenden", so SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal nach einer gestern stattgefundenen Arbeitssitzung mit ExpertInnen der ÖH, der Studienbeihilfenbehörde, und Gewerkschaft und Arbeiterkammer.

"Ungereimtheiten und Härten"

Broukal forderte eine rasche Erhöhung und Ausweitung der Studienbeihilfen. Unmittelbar nach der Ausweitung der Stipendien müsse laut Broukal eine umfassende Gesetzesnovelle folgen: "Der Wurm steckt im Gesetz. Es nimmt keinerlei Rücksicht auf die Entwicklungen im Uni-System. Wir haben da zahlreiche Ungereimtheiten und Härten." Von den ExpertInnen der ÖH wurden einige haarsträubende Beispiele erläutert:

Laut Auskunft der ÖH-SozialreferentInnen geraten immer mehr Studierende in einen Teufelskreis: sie müssen mehr arbeiten um ihren Lebensunterhalt zu verdienen - es kommt zu Studienverzögerungen - sie verlieren die Beihilfe - sie müssen noch mehr arbeiten - das Studium wird zur Nebenbeschäftigung bis hin zum Stillstand. Verschärft wird diese Problematik durch das enge finanzielle Korsett der Universitäten, das zu Lehrveranstaltungslotto und Wartezeiten im Studium führt.

Härtefälle

Einige Beispiele der ÖH belegen die Problematik: Nach einer Studienpause von mehr als eineinhalb Jahren zwischen Bachelor- und Master-Studium verliert man jeden Anspruch auf weitere Förderung. Wechselt man nach dem Bachelor für das Master-Studium an eine andere Universität, kommt es oft zu einem Verlust der Stipendien, weil an der neuen Uni der Studientitel etwas anders lautet. Vorstudienzeiten ohne Beihilfe verkürzen die Anspruchsdauer bei später erhaltenen Selbsterhalter-Stipendien und es droht der Verlust der Studienbeihilfe wenn Zeugnisse nicht mit dem Prüfungsdatum sondern mit dem Datum der Zeugniserstellung eingetragen werden.

Die ÖH schließt sich den Forderungen an: "Studierende warten schon seit fast zehn Jahren auf den Ausgleich des Wertverlusts der Stipendien. Es braucht so schnell wie möglich eine ordentliche Aufstockung", so Barbara Blaha und Lina Anna Spielbauer. Der zweite Schritt sei eine Ausweitung des BezieherInnenkreises. Der dritte Schritt sei dann ein genaues Durchleuchten des Gesetzes und eine gründliche Sanierung des Stipendiensystems.

Zweifel haben die beiden ÖH-Vorsitzenden an der Umsetzung der ersten beiden Schritte: "VP-Wissenschaftssprecherin Brinek hat bereits angekündigt hat, das Geld aus dem Sozialtopf für das Gusenbauer-Modell und nicht für sozial Schwache zu verwenden. Damit bleibt für jene, die es wirklich brauchen leider kein Geld mehr über" befürchten Blaha und Spielbauer abschließend. (red)