Brandstätters Streifen "Rule Of Law" läuft derzeit in heimischen Kinos. Neben der expliziten Handlung - ein Fall von Steinigung an Serben in Prishtina wird unter der Leitung der österreichischen UN-Richterin Claudia Fenz verhandelt - spielt darin die so genannte Kanun-Gerichtsbarkeit die Hauptrolle: das rund 1000 Jahre alte, im 15. Jahrhundert zu Papier gebrachte System der Streitschlichtung und Konfliktlösung in den kosovarischen Dörfer.
Auch heute noch sei "der Kanun jedem Kosovaren ein Begriff", erläutert Osman Kuci, Lehrer, Dolmetscher und zuletzt Mitarbeiter der UN-Verwaltung in juristischen und menschenrechtlichen Fragen. Von eigenen Kanun-Richtern - respektierten Männern in den Dörfern - ausgeübt, schaffe es die Parallelgerichtsbarkeit vor allem bei Streits über Grundeigentum, neuen Konsens herzustellen.
Aber auch in Fällen wie dem im Film beschriebenen - bei Mord - komme die traditionelle Mediation zum Einsatz: "Während der vom offiziellen Gericht verurteilte Täter sitzt, versuchen die betroffenen Familien, Frieden miteinander zu schließen. Kommt der Täter dann aus dem Gefängnis zurück, muss er sich an die vereinbarten Auflagen halten, sonst wird er sozial geächtet", schildert Kuci