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Eine pelzgefütterte Jacke von Hedi Slimane für die Dior-Herbst/Winter-Saison 2007/08

AP Photo/Francois Mori
Springerstiefel, aufgekrempelte und ziemlich tief sitzende Hosen, wahlweise ein streng tailliertes Jackett mit Farbspritzmuster oder ein Gehrock und darunter jeweils ein langes Shirt, dessen Enden weit unterm Saum hervorlugen: Das ist Hedi Slimanes Look für den kommenden Herbst und Winter.

Einen modernen Mod-Look hat der derzeit einflussreichste Männerdesigner für die Dior-Homme-Linie damit geschaffen, einen, der mit fernöstlichen Einflüssen kokettiert: zu sehen vor allem an den pludrigen Hosen mit Schritt auf Kniehöhe. Das ist die Neuigkeit am Ende der Pariser Männerschauen, den Rest des Slimane-Looks kennt man bereits aus vorhergegangenen Saisonen.

Seit geraumer Zeit schneidert der französische Modemacher einigen der neuen englischen Popgruppen ihren Stil auf den Leib: Erst war es der bekannt verruchte Pete Doherty von den Babyshambles, jetzt Drummer George Barnett von den (zumindest hierzulande) noch relativ unbekannten These New Puritans: allesamt Jungs mit tiefen Augenringen und historischem Bewusstsein, was diverse britische Jugendkulturen anbelangt.

Letzteres ist auch angesichts anderer Pariser Laufsteg-Kollektionen gefragt.

Sogar bei der ewig frischen Grande Dame des belgischen Designs, bei Ann Demeulemeester. Wie Slimane legt auch sie in ihrer starken Kollektion eine dunkle Schicht über die nächste, fast immer ist eine Weste dabei, darüber gibt es die schönsten Jacken und Mäntel, die Paris in den vergangenen Tagen zu bieten hatte - mit riesigen, manchmal weiß eingefassten Krägen und perfektem Schnitt.

Dandys . . .

So schaut ein legerer Dandy von heute aus, die Hose ist in die hohen Lederstiefel gesteckt, die Schiebermütze tief und verwegen ins Gesicht gezogen. Und manchmal dürfen sich die in ihrem harten Auftritt sehr weich und verletzlich anmutenden Jungs in einen kuscheligen Pelz schmiegen.

Derlei Gegensätze gab es in Paris dieses Mal viele: angefangen bei ungewöhnlichen Materialkombinationen bis hin zum Mix von High und Low, von Sneakers und Fräcken, 1970er-Jahre-Glitzer-Leggings und Samtanzügen zu modernen Gehröcken (Jean- Paul Gaultier).

. . . und Landeier

Das sagt einiges über das derzeit herrschende widersprüchliche Männerbild aus. Auch die vielen Strickwaren passen in dieses Bild, fast in jeder Kollektion gab es dicke hochwinterliche Pullover. Nicht jeder nahm das Thema allerdings so ernst wie Véronique Branquinho mit ihrer verunglückten, weil vollkommen bruchlosen 1980-Jahre-Landei-Kollektion. So bieder möchte man nie wieder aussehen.

Stefano Pilati (Yves Saint Laurent) zeigt, wie es geht: Er arbeitete mit voluminösen Mänteln und Jacken, mit abgerundeten Schultern zu schmalen Hochwasserhosen. Sie führen das 1980er-Jahre-Volumen-Thema weiter, mit dem Raf Simons vor zwei Saisonen bei Jil Sander begonnen hat. (Stephan Hilpold aus Paris, Der Standard, Printausgabe 1.2.2007)