Die Sigmund-Freud-Privat-uni (links Rektor Pritz, rechts Dekan Guttmann) verleiht Diplome im Eilverfahren.

Foto: Standard/SFU
Dass sich dort nun auch ihr eigener Rektor Alfred Pritz um eine Professur bewirbt, verstärkt die schiefe Optik noch.

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Wien - "Eine Universität aufzubauen und zugleich ein neues Fach zu begründen, das ist schwer", sagt Alfred Pritz, Rektor der von ihm initiierten Sigmund-Freud-Privatuniversität (SFU), an der Psychotherapie zu Psychotherapie-Wissenschaft werden soll.

Was fürs Erste auch zu klappen scheint: Seit ihrer Akkreditierung im Sommer 2005 hat die SFU einen Stock von 250 Studierenden aufgebaut und bereits 45 Absolventen hervorgebracht. Allerdings ist es gerade diese große Zahl von Absolventen, die Rektor Pritz etwas angespannt über die Schwere des Universitätsaufbaus nachdenken lässt. Denn tatsächlich wurden die ersten Magister-Würden bereits im Sommer 2006 vergeben - also nicht einmal ein Jahr nach Akkreditierung der Universität. Was auch intern für Irritationen gesorgt hat, ist doch ein Magisterstudium auf mindestens vier Semester angelegt.

Rücktritt des Dekans

Irritiert war dabei vor allen der für Abschlüsse zuständige Studiendenkan, der in Göttingen lehrende Psychoanalytiker Michael B. Buchholz. Vergangenen September ist er zurückgetreten - nicht aus privaten Gründen, wie die offizielle Sprachregelung lautet, sondern weil Buchholz für einige an der SFU gepflogene Praktiken nicht länger die Verantwortung übernehmen wollte.

Was Buchholz störte, war vor allem der Umgang mit der Anrechnung diverser Vorausbildungen, die nicht wenige Studierende "mitbrachten". Denn wenn solche schon akzeptiert würden, müsste, wie Buchholz meint, mit besonderer Sorgfalt vorgegangen werden. Und genau diese Sorgfalt habe er vermisst.

"Mein Ziel war der Aufbau einer Prüfungskommission, damit Magisterabschlüsse in einem systematischen Verfahren nicht beliebig und nach objektiven Kriterien vergeben werden." Es gelte nämlich zu verhindern, dass "gewissermaßen nach Gutsherrenart irgendwo zwischen Tür und Angel entschieden wird, ob Abschlüsse, die Studierende andernorts erworben haben, für den SFU-Magister anerkannt werden oder nicht".

Gerade solche Gutsherrenentscheidungen dürften aber, wie Buchholz nahe legt, in seiner Zeit an der SFU der Fall gewesen sein. Anders könne er sich nicht erklären, dass in einigen Fällen ein so kurzes Magisterstudium zustande gekommen ist. "Ich jedenfalls, als der eigentlich Zuständige, war an keinem der entsprechenden Beschlüsse beteiligt", erklärt Buchholz, der darüber hinaus die Position vertritt, dass "eine Ausbildung zum Psychotherapeuten nichts mit wissenschaftlichen Anforderungen bei Magisterarbeiten zu tun hat".

Zudem störte Buchholz, dass die verbindlich getroffene Absprache bezüglich des Studienabschlusses nicht eingehalten wurde. "Als Dekan habe ich mehrfach darauf bestanden, dass Magister-Arbeiten vorab nach Vorlage eines Exposés mit mir abgestimmt werden müssen." Nachdem Buchholz allerdings damit konfrontiert war, dass Studenten die Magister-Würde verliehen wurde, von denen er weder Exposé noch Abschlussarbeit gesehen hatte, zog er sich aus der SFU zurück.

Schlechtes Bild

Dass all diese Vorgänge die Freud-Uni nicht in das beste Licht rücken, wird dort auch zerknirscht zugegeben: "Die Sache ist mir sehr unangenehm", betont etwa Rektor Pritz, der zusammen mit Dekan Giselher Guttmann aber der Ansicht ist, dass es sich letztlich nur um ein Problem der Optik handelt. Denn ordnungsgemäß abgelaufen seien die Abschlüsse nach Darstellung der beiden auf jeden Fall: Viele an der SFU Studierende wären eben Psychotherapeuten, die ein Propädeutikum und ein Fachspezifikum absolviert hätten. Zudem hätte man ja schon im Sommer 2004, also ein Jahr vor der Akkreditierung, in Absprache mit den Akkreditierungsbehörden mit der Lehrtätigkeit begonnen, sodass dass es tatsächlich möglich war, nur ein Jahr nach Akkreditierung das zweijährige Magister-Studium abzuschließen.

Womit aber weiterhin die Frage offen ist, warum das alles am Studiendekan vorbei passierte. Hier wird der Ball an Buchholz zurückgespielt: "Er ist ja nur einmal im Monat für zwei, drei Tage nach Wien gekommen", erklärt Guttmann, wodurch es eben zu den von Buchholz kritisierten Mängeln kam: Ein präsenterer Studiendekan hätte diese leichter in den Griff bekommen. Weshalb man in Zukunft auch keine Professoren mehr an der SFU möchte, die nicht in Wien oder im Umfeld Wien leben. Neue Optik-Probleme

Jedoch scheint man in diesem Zusammenhang nun wieder auf dem besten Weg zu sein, sich erneut bestimmten "Optik-Problemen" auszusetzen: Für die Forschungs- und Promotionsprofessur, die Buchholz, der nur eine halbe Stelle innehatte und auch deshalb primär von Göttingen aus arbeitete, noch konzipierte, bewirbt sich nun Rektor Pritz selbst. Wobei Guttmann als Vorsitzender der Berufungskommission zugibt, dass es erklärtes Ziel des Hauses ist, Pritz diese Professur zu geben. "Was von meiner Seite aus auch den Akkreditierungsbehörden gegenüber so ausgesprochen worden ist." Das ist zwar ehrlich und direkt. Ob eine solche Vorgehensweise aber der SFU und der Sache der Privatuniversitäten aber zuträglich ist, wird man bezweifeln dürfen. (Christian Eigner/DER STANDARD Printausgabe, 1. Februar 2007)