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Die Zerstörung der Funktion der Netzhaut geschieht bei der Makula-Degeneration am Ort der schärfsten Abbildung im Auge

Foto: Getty Images/Bruno Vincent
Wien - Jeder zweite über 70-jährige Österreicher ist betroffen: Bei vielen Menschen kommt es zu einer altersbedingten Makula-Degeneration (AMD), der häufigsten Ursache für eine Erblindung. Dabei tritt eine zunehmende Schädigung der Netzhaut an der Stelle des schärfsten Sehens (Makula) ein. Derzeit leiden rund 125.000 Menschen in Österreich daran. Jährlich kommen etwa 3.500 hinzu. Doch erstmals scheint es mit neuen Medikamenten sogar möglich zu sein, das Fortschreiten der Erkrankung nicht nur zu verlangsamen, sondern die Sehfähigkeit der Betroffenen sogar zu verbessern.

Verdächtige Befunde

Die altersbedingte Zerstörung der Funktion der Netzhaut am Ort der schärfsten Abbildung - eben an der Makula - ist eine der größten Herausforderung in der Medizin. "Bereits mehr als die Hälfte aller Europäer, die älter als 65 Jahre sind, weisen Augenhintergrund-Befunde auf, die einer beginnenden Makula-Degeneration verdächtig sind", wurde vor kurzem der Würzburger Spezialist Wolfgang Schrader von der Münchener Medizinischen Wochenschrift (MMW) zitiert.

Alterskrankheit

Die steigende Lebenserwartung wird die Zahlen noch deutlich ansteigen lassen. Die Krankheit ist eine Funktion des Alters. US-Ophthalmologen rechnen damit, dass bald jeder dritte 75-Jährige echte Symptome einer Makula-Degeneration aufweisen wird, also nicht nur vom Arzt feststellbare Veränderungen.

Ursache

Ursache der Erkrankung ist der fehlende Abtransport von giftigen Stoffwechselprodukten in der Netzhaut. Buchstäblich auf längere Sicht gehen dann die Fotorezeptoren zu Grunde. Während die so genannte trockene Makula-Degeneration nur langsam fortschreitet, tritt bei manchen Patienten eine "feuchte" Form der Erkrankung auf. Es kommt zur Bildung von löchrigen neuen Blutgefäßen in der Netzhaut. Das ist viel gefährlicher.

Lasertherapie

Die ersten Laser-Behandlungen dagegen hatten den Nachteil, dass sie immer auch gesunde Anteile der Netzhaut schädigten. Ein wesentlicher Fortschritt war vor einigen Jahren die fotodynamische Lasertherapie. Dabei bekamen die Patienten vor der Behandlung einen Lichtverstärker injiziert. Dadurch ließen sich die neu gebildeten Gefäße ganz selektiv veröden. Diese Therapie verlangsamt aber bloß den Krankheitsverlauf.

Injektion ins Auge

Vergangenes Jahr brachte der US-Konzern Pfizer den Wirkstoff Pegaptanib zur regelmäßigen Injektion in das betroffene Auge auf den Markt. Es handelt sich dabei um künstlich hergestellte Moleküle, die ganz gezielt den Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF) lahm legen. Dieser Faktor lässt neue Blutgefäße wachsen. Bei Patienten, welche das Medikament erhielten, zeigte sich zu 33 Prozent eine Stabilisierung oder gar Verbesserung des Sehvermögens, bei Kranken, die ein Placebo bekommen hatten, nur zu 23 Prozent. Die Resultate sind gut, aber nicht berauschend.

Monoklonale Antikörper

Schon in nächster Zukunft wird aber mit eine weiteren wesentlichen Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten der feuchten Makula-Degeneration gerechnet. Das großteils im Eigentum des Schweizer Pharmakonzerns Roche entstehende Biotech-Unternehmen Genentech hat einen monoklonalen Antikörper (Ranibizumab, "Lucentis") entwickelt, der speziell gegen VEGF wirkt. Auch dieses Medikament muss ins Auge injiziert werden.

Die in einer Studie - publiziert im Oktober vergangenen Jahres im New England Journal of Medicine - beobachteten Behandlungsergebnisse deuten darauf hin, dass mit dem Medikament sogar eine Verbesserung der Sehleistung möglich ist. Bis zu 40 Prozent der Behandelten konnten innerhalb von zwei Jahren drei Zeilen kleinere Buchstaben wieder lesen. Bei 70 Prozent kam es zu einem Stoppen des Fortschritts der Erkrankung. In den USA ist das Arzneimittel bereits zugelassen. In Europa dürfte das in den kommenden Wochen geschehen. Eine Dosis allerdings dürfte rund 1.500 Euro kosten. Schon bisher stöhnten Krankenhäuser und Krankenkassen wegen der Kosten der jeweils neuesten Therapien gegen die Makula-Degeneration. (APA)