Sebastian Kainz ist Senior Copywriter bei DDB Berlin und betreut Kunden wie Volkswagen, Nike und "Bunte" Er ist Mitglied des CCA sowie ADC Deutschland.

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Und noch was, wenn ihr in Berlin seid: Vorsicht! Es gibt wilde Katzen, die nachts in ganzen Rudeln die Gegend unsicher machen ...

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"Angst ist der Motor der besseren Idee", sagt der deutsche JvM-Chef Oliver Voss, der gleichzeitig die Miami Ad School leitet. "Kreation muss angstfrei entstehen", sagt der deutschlandweite DDB-Kreationschef Amir Kassaei.

Wie bekommt man nun also die besten Ideen von seinen Kreativen? Vertraut man darauf, dass die besten Ideen nach ein paar Abstimmungen pünktlich vier Tage vor der Präsentation am Tisch legen, wie es die Beratung gerne hätte? Dann einfach eine Idee aussuchen, ausarbeiten und um 12 Uhr des letzten Tages legt die Grafik dann die JPGs auf den Server – damit die Beratung bis 18 Uhr mit der PowerPoint-Präse fertig ist.

Wäre ja schön. Aber irgendwie erlebe ich das nie und irgendwie hab ich auch kein gutes Gefühl dabei. Wer bei einem Pitch antritt, will für gewöhnlich auch gewinnen. Auf gewisse Art ist es ein Hochleistungssport, den die Agentur-Teams da untereinander austragen. Und das geht selten ohne richtige Anstrengung.

So, und da sind wir wieder am Anfang. Bekommt man mit Druck von seinen Leuten ein besseres Ergebnis? Oder vertraut man darauf, dass die sich ganz freiwillig genug anstrengen? Und was ist genug? Ich für meinen Teil finde einen gewissen Zeitdruck nicht schlecht, weil er dich zwingt zu fokussieren. Und ja: ein Wochenende mit dem Teampartner kann schon recht ergiebig sein, ohne Telefone und Berater. Aber natürlich muss man dafür auch das Gefühl haben, dass man nicht sinnlos leere Kilometer fährt, dass es „sein eigenes Ding“ ist, das man auf die Straße bringt, sonst geht es nicht. Und der Qualitätsdruck? Also, auch wenn jemand ein Naturgenie ist, würde ich sagen, kann es schon helfen, sich noch mal zu einer besseren Anzeige, zu einem besseren Film zu zwingen. Obwohl ich zugeben muss: Am liebsten mache ich mir diesen Druck mittlerweile selbst.

Aber es gibt hier zuhauf auch Agenturen, wo der Druck von außen enorm ist. Man darf nichts an Wände pinnen und am Abend: Nur das Telefon am Schreibtisch – Clean Desk Policy – als wäre man nie da gewesen. Und bei Ideenmangel, ab in die Denkzelle. Irgendwie ziemlich spaßbefreit das alles. In den USA, bei Star-Agenturen wie CrispinPorterBogusky, ist es formal zwar lockerer, unter der Woche geht man aber nicht vor 23 Uhr nach Hause. Wochenende inklusive. Dafür gibt es auch Betten in der Agentur. Ein hipper Gulag also.

Eine wirklich gute Übersicht über die Ergebnisse aus diesem Prozess gibt es übrigens vom 23. – 26. März in der ADC Ausstellung hier in Berlin am Flughafen Tempelhof. Extrem sehenswert und im Vergleich zu irgendwelchen Werbefestivals fast gratis (also ca. 8 Euro oder so). Man hat hier die Möglichkeit alle eingereichten Arbeiten in allen Kategorien (TV, Kino, Funk, Print, Design, Plakat, Integriert etc.) an einem Ort anzuschauen, was natürlich ein Overkill ist. Ganz gut dabei: Die Gewinner-Arbeiten sind schon gekennzeichnet, sodass man sich auch als Einreicher im Nachhinein sein eigenes Urteil bilden kann. Wäre hiermit auch eine Anregung an den CCA, vielleicht statt dem ORF-Zentrum eine Location für eine ganze Woche zu suchen und aus allen Einreichungen eine öffentlich zugängliche Ausstellung zu machen. Muss ja nicht gleich ein Flughafen sein.

Flug buchen und ansehen:
23. bis 26. März 2007, ADC Ausstellung, adc.de, Hangar2, Columbiadamm 4 – 6, Berlin-Tempelhof

Öffnungszeiten:
Freitag 14:00 – 20:00 Uhr
Samstag 10:00 – 20:00 Uhr
Sonntag 10:00 – 20:00 Uhr
Montag 10:00 – 18:00 Uhr