Wer kann sich nicht daran erinnern, als es zum ersten Mal "Computerkurse für Mädchen" gab, begründet mit den Schwierigkeiten dieser Zielgruppe, in der Nähe der männlichen Kollegen erfolgreich zu lernen. Oder an Stellenanzeigen mit dem Versprechen feinfühliger Integration von Frauen in den Betrieb. Auch der "Girls'-Day", der Möglichkeiten abseits traditioneller Rollenbilder aufzeigen soll, und das Frauen-Business-Mentoring des Ministeriums für Gesundheit und Frauen dürfen nicht vergessen werden.

Hinter diesen Angeboten stecken zwei zentrale Annahmen zur zukünftigen Arbeitswelt: Die erste geht von einer radikalen Verknappung an Arbeitskräften in wichtigen Segmenten aus. Dies beginnt bei Elektroinstallateuren und reicht bis zu IT-Spezialisten. Diese Annahme ist ebenso richtig wie die Konsequenz, verstärkt auf Frauen in diesen Arbeitsmarktsegmenten zu setzen.

Zweite Annahme

Die zweite Annahme unterstellt, dass Frauen einen anderen Zugang zu Arbeit, Technik, Menschen und Umwelt haben, was zu einem gewissen Grad (erfreulicherweise) richtig ist. Bedenklich wird aber die Vermutung, Frauen als Personen behandeln zu müssen, die wegen dieses "anderen Zugangs" besondere Einführung bräuchten. Die bedenklichere Konsequenz: Um Frauen als Mitarbeiter zu gewinnen, braucht man eine Sonderbehandlung dieser "Problemgruppe".

Bereits jetzt zeichnet sich aber ab, dass diese Strategie nicht aufgeht. Denn Frauen brauchen diese Sonderbehandlung nicht, wollen sie nicht und werden deshalb von ihr eher abgestoßen. Dementsprechend erklärten Studentinnen der Uni Wien, die sich selbst als High Potentials, also zukünftige Leistungsträgerinnen einstufen, dass sie nicht (!) in einem Unternehmen arbeiten wollen, das als besonders frauenfreundlich gilt: "Wir wollen nicht wieder die Opferrolle übernehmen, die armen Hascherln sein". Sie wollen ih-re Leistung unter Beweis stellen und sich (auch) in der "Männerwelt" durchsetzen.

Umdenken ist angesagt In der zukünftigen Arbeitswelt werden im Sinne einer generellen Chancengleichheit Frau-en immer stärker "gleich wie alle anderen" behandelt, auch weil es für ein anderes Verhalten keinen Grund gibt. Un-ternehmen tun gut daran, sich an diese Devise zu halten, wollen sie Frauen einstellen, motivieren und halten. Dies hindert Männer natürlichnicht daran, einzelne Frauen (deren Einverständnis vor-ausgesetzt) doch etwas anders zu behandeln - aber sicherlich nicht als Hascherl. (Christian Scholz*, Der Standard, Printausgabe 11./12.10.2007)