Die SPÖ hat die Erklärung von FPÖ-Obmann Heinz Christian Strache zu seinen umstrittenen Jugendfotos akzeptiert. Strache habe sich von Nationalsozialismus, Rassismus und Totalitarismus distanziert und sich zur Republik Österreich, Demokratie und Verfassung SP akzeptiert Straches Erklärung

****

Die SPÖ ist mit Strache zufrieden, der FPÖ-Chef habe für die eingeforderte Klarheit gesorgt. Für die ÖVP ist die Erklärung „spät, aber sehr wichtig“. Den Grünen fehlen angesichts des „Stürmer“-Vergleichs fast die Worte.

Wien - Alfred Finz ist empört. „Ich habe mit Herrn Küssel wissentlich noch nie im Leben zu tun gehabt“, sagt der ehemalige Staatssekretär. „Das Ganze ist eine Frechheit.“ Das von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache präsentierte Foto von ihm mit dem Neonazi „kann nur zufällig“ entstanden sein. „Ich bin mit Küssel in meinem ganzen Leben noch nie zusammengetroffen. Schlagende Verbindungen waren uns immer ein Gräuel, ich war seit meinem 15. Lebensjahr Mitglied einer katholischen Studentenverbindung und da hat es immer eine tiefe Antipathie gegeben.“ Wenn das Foto im Schweizerhaus entstanden sei, „dann kann das nur zufällig“ zustande gekommen sein.

Betroffener Finz

Finz gab sich betroffen über die hergestellte Verbindung mit Küssel. „Meine Großmutter ist in Gugging niedergespritzt worden, offiziell wegen Lungenentzündung, ihre beiden Brüder waren im KZ, weil sie Bibelforscher waren.“ Schon im Kindesalter sei er mit KZ-Bildern konfrontiert gewesen. Er habe zu der Neonazi- und rechtsextremen Szene „von Haus aus keine Nähe dorthin, nicht einmal als Jugendsünde. Mir waren die Leute dort von Haus aus immer zuwider“.

Der neue ÖVP-Generalsekretär Hannes Missethon meinte, die Erklärung Straches, sich vom Nationalsozialismus und seinen Auswüchsen zu distanzieren, sei „spät, aber sehr wichtig“ gewesen. Allerdings sei es völlig inakzeptabel, andere in den internen Konflikt der FPÖ hineinzuziehen. Missethon kritisierte vor allem das von Strache gezeigte Foto, auf dem Finz mit Gottfried Küssel abgebildet sei. Jeder wisse, dass Finz mit dem System des Nationalsozialismus nichts zu tun habe.

Zwiegespaltener Van der Bellen

Auch der Bundessprecher der Grünen, Alexander Van der Bellen, ist zwiegespalten. Er nimmt zwar „zur Kenntnis, dass Strache sagt, er habe die NS-Ideologie immer abgelehnt“. Allerdings sei der Vergleich Straches „skandalös“, wonach die Medien gegen ihn ähnlich agierten wie früher das antisemitische NS-Hetzblatt Der Stürmer gegen die Juden. Dieses NS-Kampfblatt habe zum Mord an Juden öffentlich aufgerufen und Juden in Leitartikeln als „Schmarotzer, nicht menschliche Wesen, Feind, Übeltäter und Krankheitsverbreiter, die im Interesse der Menschheit vernichtet werden müssen“, bezeichnet, erinnerte der Grünen-Chef. Van der Bellen: „Bei Straches Aussagen fehlen einem die Worte.“ Außerdem sei der FPÖ-Obmann nicht in der Lage gewesen, einen qualitativen Unterschied zwischen dem Nazi-Terror in Österreich und der Alliierten-Besatzung nach 1945 zu sehen.

Die SPÖ hat die Erklärung von FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache zu seinen umstrittenen Jugendfotos akzeptiert. Strache habe sich von Nationalsozialismus, Rassismus und Totalitarismus distanziert und sich zur Republik Österreich, Demokratie und Verfassung bekannt, erklärte SPÖ-Klubobmann Josef Cap. Damit habe der FP-Chef für jene Klarheit gesorgt, welche die SPÖ eingefordert habe. Strache werde allerdings daran zu messen sein, inwieweit er diesen Worten Taten folgen lasse, meinte Cap. Als Beispiel nannte der SP-Klubobmann die „letzten ausländerfeindlichen FPÖ-Wahlkämpfe“. Derartiges dürfe keine Neuauflagen mehr erfahren. Den von Strache gezogenen Vergleich zwischen österreichischen Medien und dem NS-Kampfblatt Der Stürmer wies Cap entschieden zurück. Für das BZÖ hat die FPÖ jede Glaubwürdigkeit verspielt und sei nicht mehr ernst zu nehmen. (DER STANDARD, Printausgabe, 30.1.2007)