Auf der Suche nach der neapolitanischen Filmpionierin Elvira Notari: "Some Chance Operations" (1999) von Renée Green.

Foto: Liechtenstein Museum
Wien - Der Name Neapel eröffnet einen breit gefächerten Raum für Assoziationen: Diese reichen von der Stadt als einem Fluchtpunkt romantischer Sehnsucht bis zu einem unzugänglichen Ort voller Gefahren, enthalten Vorstellungen von einer lebendigen Volkskultur ebenso wie jene von Neapel als europäischer Kunstmetropole.

Verknüpft mit solchen Bildern der Stadt, die auch das Kino entworfen und verworfen, perpetuiert und modifiziert hat, sind die Bilder ihrer Bewohnerinnen: die romantisierende Darstellung der "einfachen" Neapolitanerin, temperamentvoll, streetwise, bodenständig - und nicht selten von gebürtigen Römerinnen wie Leda Gys oder Sophia Loren verkörpert.

Ausstellung im Liechtenstein Museum

Die Filmreihe Unter dem Vesuv, die die gleichnamige Ausstellung im Liechtenstein Museum erweitert und von Wilbirg Brainin-Donnenberg kuratiert wurde, setzt diesbezüglich einen kleinen Schwerpunkt auf die Stummfilmzeit. Und sie erinnert damit an jene "goldene Ära", in der die neapolitanische Filmproduktion unter anderem auch den "Divenkult" mitprägte.

Dabei fallen die Frauenfiguren (und ihre Darstellerinnen) in dieser Hinsicht auf den ersten Blick aus dem Rahmen: In Napoli è una canzona (1927) beispielsweise legt Leda Gys ihre Rolle als Wäscherin Rosella eher komödiantisch an.

Filmische Linie bis in die Gegenwart

Ihre Auftritte sind nicht selten großartige Slapstickminiaturen, die melodramatische Liebesgeschichte um Rosella und einen italoamerikanischen Millionärssohn wird außerdem immer wieder durch semidokumentarische Aufnahmen vom Leben auf den Straßen oder von Sehenswürdigkeiten durchzogen - ein früher Beleg für das Wissen um den touristischen Mehrwert solcher Produktionen.

Von Elvira Notaris A Santanotte (1922) führt eine filmische Linie bis in die Gegenwart: Renée Green hat sich in Some Chance Operations 1999 auf Spurensuche nach der einst nicht nur in Italien populären und nunmehr vergessenen Filmpionierin gemacht. Some Chance Operations erweitert dies um heterogene Neapelbilder aus Momentaufnahmen, Erinnerungen und Imaginationen. Weitere entsprechende Angebote bietet die Schau bis zum 1. Februar. (Isabella Reicher/DER STANDARD, Printausgabe, 27./28.1.2007)