Foto: ORF/Schafler
Das "Starmania-Kücken" hat also gewonnen. So wurde die erst 16-jährige Nadine Beiler im Starmania-Paralleluniversum gerne bezeichnet. Wobei damit lediglich auf ihr Alter, weniger auf ihre Stimme angespielt werden sollte. Denn unabhängig davon, ob man die Lieder mag, die die aus Irdning in Tirol Kommende bei der dritten Starmania-Staffel während der letzten Monate ins Land trällerte, ganz ohne ist ihre Stimme nicht.

Die am 27. Mai 1990 geborene Siegerin wird in naher Zukunft wohl nicht nur die Träume in heimischen Kinderzimmern maßgeblich beeinflussen. Auch die lebensnotwendige, kulturerhaltende und der Musikverwertungsmaschinerie angeschlossene Klingelton-Industrie wird das ihr tun, um Nadines "Kunst" unter die Zielgruppe zu bringen. Nadine selbst mag im Prinzip jede Musik, "außer Techno", ist leider nicht Schokolade-resistent und würde – hatte sie einen Wunsch frei – gerne "mit Christina Aguilera einen Abend verbringen", ja am liebsten selbst "ein internationaler Star werden". Später einmal.

Im Moment ist ihr sehnlichster Wunsch ungleich profaner: "Am liebsten wäre ich eine Woche lang in meinem Bett, etwas Faulenzen, Fernsehen und Hotel Mama genießen", verkündet die Schülerin auf der Homepage der Sendung. Auch ihr Kücken-Image erklärt sie dort: "Ich war zwar immer das Kücken, wurde aber nie bevorzugt behandelt. Meine Schüchternheit hat eine gewisse Schutzfunktion. Ich teste damit, ob es die Leute auch wirklich ehrlich mit mir meinen". Da wird sie in Zukunft einiges zu testen haben. Gewonnen hat sie den Bewerb mit Interpretationen von Get Here von Brenda Russel und Bridge Over Troubled Water von Simon & Garfunkel.

Dass Starmania-Gewinner im Leben nach der Show allerdings nicht unbedingt die besten Karten haben, zeigen die bisherigen Sieger, Michael "Tschugge" Tschuggnall und Verena Pötzl. Aus den beiden wurde im wesentlichen – nichts. Tschugge versucht sich deshalb demnächst als "Dancing Star."

Lediglich die Zweite der ersten Staffel, Christina Stürmer, wurde tatsächlich so etwas wie ein Popstar und hat nicht nur das heimische Werbefernsehen sondern – mit der ihr nachgesagten Natürlichkeit – immerhin auch den deutschen Markt "geknackt".

Mittlerweile spielt Stürmer dort auch vor einem Publikum, das sich beim Einschlafen nicht mehr ausschließlich am Teddybären festhält. Ob der alles entscheidende Markt, eine Figur wie Nadine wirklich braucht, wird sich weisen. Immerhin ist sie kaum älter als ihre Zielgruppe, verfügt also über ein eher geringes Idolpotenzial. Und wie wird das singende "Kücken" Schule und Karriere unter einen Hut bringen. (Karl Fluch/DER STANDARD; Printausgabe, 27./28.1.2007)