Wien - Die Einrichtung von Spitzen-Unis und Wissenschaftseliten ist laut Aussagen von Ernst-Ludwig Winnacker, Generalsekretär des neu eingerichteten European Research Council (ERC), nur eine von einem ganzen Paket von Maßnahmen, durch die die europäische Wissenschaft aufgepeppt werden soll. Der österreichische Ansatz, eine Elite-Uni aus dem Boden zu stampfen, könne aber "ganz vernünftig" sein, so Winnacker am Freitag im Gespräch mit der APA in Wien. Der Biochemiker ist Mitglied des Kuratoriums des Institute for Science and Technology Austria (ISTA) und war bis Ende 2007 Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

"Exzellenzcluster"

Deutschland setzt in Sachen Wissenschaftsinitiative auf drei Säulen, Graduiertenschulen zur Förderung des Nachwuchses, "Exzellenzcluster"-Spitzenforschungszentren und die Aufwertung von bestehenden Unis zu Elite-Einrichtungen. Die Technik-Unis München und Karlsruhe sowie die Uni München wurden bereits zu derartigen Einrichtungen gekürt, weitere sollen folgen.

"Soweit ich über die Situation in Österreich informiert bin, laufen die Initiativen ganz ähnlich wie in Deutschland", sagte Winnacker. An eine Abwertung der bestehenden Unis in Österreich durch die Schaffung einer Elite-Uni und die Gefahr einer Zwei-Klassen-Gesellschaft unter den Hohen Schulen glaubt der Experte nicht. Durch die Förderung von Vernetzung, Clusterbildungen und Interdisziplinarität werden in Zukunft neue Zentren für Spitzenforschung entstehen. "Auch kleinere Unis haben die Chance, in Einzelbereichen wirklich Weltspitze zu werden, der einzige Unterschied zu den ausgewiesenen Elite-Unis ist, dass es dort mehrere Bereiche sein sollten, die ganz oben sind", ist Winnacker überzeugt.

Nachwuchs fördern

Ganz wichtig sei dabei die Förderung des Nachwuchses, so der Wissenschafter, der stets gegen verkrustete Strukturen im Uni-Bereich ankämpft. Auch durch die EU seien junge Leute in der Forscher nicht gut behandelt worden, nicht zuletzt durch die Grundlagen-Forschungsinitiative ERC soll sich das nun ändern. Durch die verbesserten Bedingungen für die Grundlagenforschung sollen auch abgewanderte Forscher nach Europa zurück geholt werden.

Dass die EU im 7. Forschungsrahmenprogramm erstmals auch Grundlagenprojekte fördert, ist für Winnacker auch die Antwort auf den Trend, dass sich die Industrie in ihren eigenen Forschungseinrichtungen immer mehr auf angewandte Fragestellungen, also Entwicklung, konzentriert. Vor allem für kleine und mittlere Betriebe sei die Forcierung der Grundlagenforschung durch die öffentliche Hand von großer Bedeutung.

Winnacker war anlässlich der Prämierung von Stipendiaten durch die Österreichische Akademie der Wissenschaften in Wien. (APA)