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Wien - Die Preise für Rohkaffee an den internationalen Börsen haben einen neuen Höchststand erreicht. Nach einer leichten Entspannung in den Monaten Mai bis Juli 2006 zogen die Preise zu Jahresende 2006 wieder kräftig an und überstiegen im November mit 103,48 US-Cent die Ein-Dollar-Marke, geht aus einer Aussendung des Kaffeeautomaten-Betreibers cafe+co hervor, der monatlich einen Kaffee-Monitor veröffentlicht.

Gestiegene Rohkaffeepreise in Verbindung mit hohen Energiekosten verteuern den Kaffee letztendlich auch für den Konsumenten. Derzeit habe der heimische Kaffee- und Teeverband aber noch keine Signale von seinen Mitgliedern in Richtung Preiserhöhung erhalten, sagte Verbands-Geschäftsführer Helmut Grafinger. "Die Bewegungen an den Börsen waren gewaltig, der Markt hat aber noch nicht reagiert", so der Kaffee-Experte.

Kaffeepreis-Erhöhung

Wenn die Entwicklung der Rohkaffeepreise aber weiter nach oben gehe, "muss etwas passieren", sagte Grafinger. Schließlich sei auch im Vorjahr auf die einmalige Kaffeepreiserhöhung für die Konsumenten trotz weiterer Steigerungen beim Rohkaffee keine weitere Preissteigerung gefolgt.

Im Dezember 2006 betrug der Durchschnittspreis für Rohkaffee laut International Coffee Organisation (ICO) 108,01 US-Cent/Pfund, das ist der höchste Wert seit Juni 1998. Vor allem die Arabica-Sorten sind für die spürbare Erhöhung verantwortlich. Die Robusta-Preise zogen nur schwach an, was allgemein mit der Ankunft der vietnamesischen Robusta-Kaffeeernte auf dem Weltmarkt erklärt wird.

Das hohe Preisniveau setzte sich auch in den ersten Jännertagen 2007 fort: Aktuell kostet ein Pfund Rohkaffee 105,5 US-Cent (22. Jänner 2007).

Ernte-Rückgang

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gehen die Experten der ICO davon aus, dass die Preise mittelfristig auf diesem hohen Niveau bleiben werden. Der Hauptgrund dafür liege in einem für das Erntejahr 2007/2008 erwarteten Rückgang der Kaffeeernte in Brasilien, dem größten Kaffeeproduzenten der Welt. Das brasilianische Rohstoffamt Conab prognostizierte im Dezember für die am 1. Oktober beginnende Erntesaison 2007/08 einen Produktionsrückgang von bis zu 27 Prozent. Der Grund: Brasiliens Kaffeebäume kommen in das schwächere Jahr des zweijährigen Wachstumszyklus, nachdem im Herbst die Regen ausgeblieben sind und daher wenig Blüten wuchsen.

Die globale Nachfrage steige hingegen kontinuierlich an. Im Jahr 2005 wurden weltweit 115 Millionen Sack Kaffee verbraucht, 2006 stieg die Konsumation auf 116 Millionen und wird aller Voraussicht nach im Folgejahr erneut auf 118 bis 120 Millionen Sack ansteigen. Weltweit rechnet die International Coffee Organisation mit einer Produktion von 109 Millionen bis 112 Millionen Sack, wovon 29 Prozent auf Brasilien entfallen dürften.

Pro Jahr verbraucht jeder Österreicher laut Kaffee- und Tee-Verband im Schnitt rund acht Kilogramm Rohkaffee. Traditionell liegt Österreich damit im europäischen Spitzenfeld und schlägt sogar Länder mit bekannt hohem Kaffeekonsum wie Deutschland (6,4 kg) und Italien (5,6 kg). Auf den weiteren Plätzen folgen Frankreich mit rund fünf kg, die Schweiz (5,8 kg) und Slowenien (5,9 kg). Beim Import von Grünkaffee nach Österreich war im Vorjahr erstmals nicht Brasilien, sondern Vietnam das bedeutendste Ursprungsland. (APA)