Viel mehr Freude als das Herausfiltern der besten Interpreten und Songs bereitet ProtestSongContest-Erfinder Gerald C. Stocker allerdings das nach wie vor ungebrochene Interesse daran, persönliche Proteste im Liedformat zu formulieren. Aus heuer knapp 240 solcher Ausformulierungen sind vom Kommittee (neben Stocker, Roman Freigassner/Rabenhof, Matthias Zsutty/FM4, Mario Rossori/Pate Records) wieder 25 Halbfinalisten, darunter vier Teilnehmer aus Deutschland, ausgesucht worden. Unter Heranziehung der Kriterien "Inhalt, Textqualität und Originalität", wie es heißt.
"Zuviel Natur"
Und so treffen nun Gegner von "Zuviel Natur" auf Lobau-Besetzer und Anti-Ostalgie- auf Anti-Mozart-Lieder. Darüberhinaus messen sich globaler verstandene Anti-Kriegslieder mit rarem innenpolitischen Material: darunter gleich zwei minimalistisch gehaltene Songs zum (Alt-)Kanzler. - Auch bekanntere Bands stellen sich wieder dem Bewerb: Darunter Mieze Medusa & Tenderboy, als Gaststimme von Syncope die Silicone Pumpgun-Frontfrau Barca Baxant und Manuel Normal. Wenn von den prominenteren Musikern zwar noch nie einer den ersten Platz gemacht hat, so landeten in den Vorjahren Binder&Krieglstein, Monochrom, Christoph & Lollo oder die Hörspielcrew zusammen mit Garish jeweils auf respektablen Stockerl-Plätzen.
Nach zwei Jahren im schrecklich schönen Kongresshaus muss die Vorausscheidung nun wegen Umbaus der liebgewonnen architektonischen Grauslichkeit am Margaretengürtel in den 15. Bezirk übersiedeln. Neue Herberge ist das Haus der Begegnung in Wien Rudolfsheim (Schwendergasse 41), das, wie eine kurze Internetrecherche ergab, auch ein charmant-spröder Zweckbau ist. Wie gemacht also für die 25 mal heiß auflodernen Flammen des Protests, die leider nicht alle live vorgetragen werden können. Wie immer ist deshalb die Jury (bestehend u.a. aus Journalisten von City, The Gap und derStandard.at) strengstens dazu angehalten, die Bühnenperformance nicht zu werten. Was sich in den Vorjahren nicht immer als leicht erwiesen hat. (kafe)