Wien - Viele junge Mädchen, oft nur 13 bis 18 Jahre alt,
verschwinden, weil sie gegen ihren Willen in dem Land, aus dem ihre
Familie stammt, zwangsverheiratet werden. "Auch Österreich ist da
kein Land der Seligen", stellte Gisela Wurm, Mitglied der
parlamentarischen Versammlung im Europarat und
SPÖ-Nationalratsabgeordnete am Mittwoch gegenüber dem
SPÖ-Pressedienst fest. Die Dunkelziffer ist groß. Die Mädchen haben
meist die österreichische Staatsbürgerschaft, ihre Familien stammen
aus der Türkei, dem arabischen Raum, Afghanistan und Bosnien.
Inderinnen und Roma-Mädchen werden meist noch viel jünger in die Ehe
gezwungen.
Entschließung forcieren
Seit Sommer 2006 gilt die Zwangsehe in Österreich als schwere
Nötigung, mit Freiheitsstrafendrohung von bis zu fünf Jahren. "Das
alleine ist zu wenig", betont Gisela Wurm, die die Tagung der
parlamentarischen Versammlung des Europarates von 22. bis 26. Jänner zum Anlass nimmt, um eine Entschließung zu forcieren, die allen
Formen der Gewalt, der Ausbeutung und des Missbrauches an Kindern den
Kampf ansagt.
Aktionspläne in den
Mitgliedsländern
"Ziel ist, dass alle europäischen Länder entschieden gegen jede Form
der Gewalt an Kindern und jungen Frauen vorgehen, auch im eigenen
Land", formulierte Gisela Wurm die gemeinsame Forderung der
parlamentarischen Versammlung des Europarates. "Ich unterstütze
jedenfalls tatkräftig alle gesetzlichen Maßnahmen zur Verbesserung
der Rechtsposition von Mädchen und jungen Frauen, die von
Zwangsverheiratung betroffen sind. Auch müssen materiell und
personell ausreichend ausgestattete Aktionspläne in den
Mitgliedsländern initiiert werden", so Wurm abschließend. (red)