Giovanni Lapentti gelang ein historischer Sieg gegen Parmar
London - Tim Henman hat nach der blamablen 2:3-Heimniederlage gegen Ecuador, die den Abstieg aus der Weltgruppe bedeutete, einen Wechsel an der Spitze des englischen Verbandes gefordert. "Jetzt muss etwas Drastisches passieren", meinte die britische Nummer eins im am Montag erschienenen "Daily Express". "Es gibt keine Entschuldigung für unsere Niederlage, dafür können wir uns nur selbst anklagen. Aber wenn man sich die Gesamtsituation im Tennis Großbritanniens anschaut, muss sich ganz oben etwas ändern", meinte Henman, diesmal gar nicht "gentleman-like". Henman, der übrigens beide Einzelpunkte geholt hat, spricht die fehlende Dichte im britischen Tennis an. Nach der Verletzung von Greg Rusedski vergab Arvind Parmar am Sonntag im Entscheidungsmatch gegen den erst 17-jährigen Giovanni Lapentti eine 2:0-Satzführung, Lapentti liegt im Ranking nur an 959. Stelle. Henman stellte die Position des Verbandspräsidenten Richard Lewis in Frage. Henman stellte konkrete Forderungen. Es müsse professioneller gearbeitet werden und dafür stehe der vor einem Jahr geholte, frühere Coach von Yannick Noah, Patrice Hagelauer als Technischer Direktor der Lawn Tennis Association. "Er sollte allein für das britische Tennis zuständig sein", meinte der Weltranglisten-Vierzehnte, der sich ohne jede Unterstützung der LTA in die Weltelite gekämpft hatte. "Ich habe versucht, positiv zu bleiben. Ich versuche ständig, mein Spiel zu verbessern, nun soll ich auch noch das britische Tennis retten", sagte Henman und schüttelte fast verbittert den Kopf. Häme In den britischen Zeitungen wurde die Truppe kübelweise mit Kritik und Häme übergossen. Der seriöse "Guardian" bezeichnete die Niederlage als "ein weiteres britisches Sportdesaster", und die "Times" schrieb: "Daviscup: Das Ende der Welt." Die Boulevard-Medien fanden noch drastischere Worte: "Zu Boden gebracht von einem 17-jährigen Grasneuling" schrieb der "Daily Express", und in der "Daily Mail" hieß es: "Großbritannien wurde auf die Abfallgrube des Welttennis geschickt - von einem Knaben, der noch nicht einmal mit dem Rasieren begonnen hat." Vor der Partie hatten alle an eine Pflichtaufgabe auf dem Rasen von Wimbledon gedacht. Kapitän David Lloyd machte die Überheblichkeit besonders deutlich. "Sogar eine Blindenschule kann Ecuador schlagen", meinte er. Doch Hochmut kam wieder einmal vor dem Fall, was der "Guardian" auf der Titelseite mit einer Prise Zynismus quittierte: "Die Zuversicht ist groß vor dem nächsten Spiel gegen Usbekistan." (APA/Reuters/dpa)