Viele halten es für eine Schnapsidee. Wenn die Sicherung von Grundbedürfnissen oder medizinischer Versorgung nicht gesichert sind, wozu soll dann "ein Laptop für jedes Kind" gut sein?

Chefpromotor Nicholas Negroponte

Vor rund zwei Jahren hat Nicholas Negroponte, Gründer des Media Labs am MIT (Massachusetts Institute of Technology) und einer der Chefpromotoren der digitalen Ära, erstmals seine Idee eines 100-Dollar-Laptops lanciert, um Kindern in Entwicklungsländern neue Bildungschancen zu eröffnen. Jetzt ist es so weit: Der 100-Dollar-Laptop ist fertig, derzeit läuft die Produktion in China an, erste Pilotversuche bringen Erfahrung für die Umsetzung weiterer Projekte, und 2008 soll die Jahresproduktion 50 bis 100 Millionen Stück betragen.

Bildung

„Ersetzen Sie das Wort ,Laptop‘ durch ,Bildung‘“, begegnet Negroponte bei der „Digital Life Design“-Konferenz (DLD) der Hubert Burda Media der Kritik, seine Initiative ginge an den Bedürfnissen der Kinder vorbei. „Die Realität an vielen Orten ist, dass die Schule aus einem Baum besteht und die Kinder bestenfalls zwei Stunden am Tag unterrichtet werden. Selbst wenn die Schulmöglichkeiten verbessert werden, ist das nur eine marginale Hilfe.“

Darum müsse man „das Lernpotenzial der Kinder selbst in die Waagschale werfen, damit wir ihnen Bildungsmöglichkeiten eröffnen“, sagt Negroponte, und nichts anderes sei der 100-Dollar-Laptop.

„Bei Telekommunikation tut sich bereits viel auf dem Markt, damit diese Möglichkeiten vielen Menschen zugänglich werden. Aber bei Laptops tut sich nichts, weil durch ständig neue Features der Preis nicht sinkt“, erklärt Negroponte. Negropontes Laptop verwendet ein robustes Plastikgehäuse, kann mit einer Handkurbel aufgeladen werden, hat ein auch bei Sonnenlicht lesbares Display und eine Funktechnik, bei der die Laptops selbst untereinander ein Netz errichten.

"Das ist wichtig, damit jemand für dieses Gerät auch wirklich sorgt"

Für Negroponte ist es ein Grundprinzip, dass der Laptop einem Kind ganz gehören soll, „das ist wichtig, damit jemand für dieses Gerät auch wirklich sorgt“. Gegen Diebstahl soll Verschlüsselung helfen: Der Eigentümer ist am Gerät registriert, innerhalb von 48 Stunden ist ein Laptop nicht mehr benutzbar, wenn es nicht vom rechtmäßigen Besitzer in Betrieb genommen wird.

Nachfrage

Die Nachfrage sei bereits sehr groß. Am freien Markt wird das Gerät nicht verkauft – sondern nur an Regierungen, die die Laptops an die Schulen verteilen. Und die Wartung? „95 Prozent allen Wartungsbedarfs können die Kinder selbst vornehmen, für den Rest errichten wir Servicezentren.“ (Helmut Spudich, DER STANDARD Printausgabe, 23. Jänner 2007)