Unkonventionell war denn auch eines ihrer Motive, in die Selbstständigkeit zu gehen: "...ich bin, wie gesagt, Engländerin und darf deshalb nicht auf Bundesebene wählen, darf nicht Bundespolitikerin werden. Mit dem 'Selbstständigsein' hatte ich plötzlich das Gefühl, einen Beitrag leisten zu dürfen. Schließlich wohne ich fast 18 Jahre hier in Deutschland und fühle mich dazugehörig", erzählt Koark im Vorwort.
Der Titel des Buchs lässt zwei Deutungen zu: Einerseits weist er darauf hin, dass Anne Koark nach ihrem unternehmerischen Scheitern nicht davor zurückgeschreckt hat, es noch einmal zu versuchen. Als Managementtrainerin ist sie heute erneut in der Selbstständigkeit - und erfolgreich.
Im Land der Trümmerfrauen
Andererseits drückt der Titel aus, was Anne Koark als zentrale Erfahrung ihrer Insolvenz bezeichnet: Dass sie gescheitert ist, bedeutet noch lange nicht, dass sie erfolglos war. Ihr Unternehmen war prominent ausgezeichnet und medial gepriesen worden. Dass auf den Höhenflug ein tiefer Fall folgte, war - so Koarks Interpretation - Resultat jener Eigendynamik, die ein sich abzeichnender Wirtschaftsabschwung hervorzurufen vermag, und einer falschen unternehmerischen Entscheidung. Es schmälert jedoch weder den Glanz des früheren Erfolgs noch den Wert ihrer eigenen Persönlichkeit. "Im Lande der Trümmerfrauen, die das Unmögliche möglich machten, kann doch Scheitern nicht wirklich das Ende sein", schreibt Koark.
"Insolvent und trotzdem erfolgreich" ist nicht nur für Menschen mit eigener Insolvenzerfahrung spannend. Das Buch ist auch gerade erfolgreichen UnternehmerInnen ans Herz zu legen: Es spornt dazu an, die Identifikation mit dem eigenen Unternehmen auf ein natürliches Maß zu begrenzen, und ist damit wesentlich wirksamer als die meisten Work-Life-Balance-Ratgeber am Markt. Koarks lebhaft erzählte und immer wieder durch fiktive Geschichten oder Zitate aufgelockerte Geschichte könnte aber auch jenen Selbstständigen neuen Mut geben, die gerade in der Krise stecken. (mas)