Kräftig zugebissen: Nun entdeckte Stammzellen eignen sich für eine Wurzelregeneration.

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Peking – Neben dem Erinnerungswert haben aufgehobene Milch- und Weisheitszähne möglicherweise auch einen praktischen Nutzen, denn sie enthalten Stammzellen, aus denen in Zukunft womöglich neue Zahnwurzeln nachwachsen können. Schon vor zwei Jahren hatte Songtao Shi von der medizinischen Hochschule in Peking herausgefunden, dass die Wurzelhaut, die die gesamte Zahnwurzel umgibt und zusammen mit dem Zahnzement den Zahn im Kieferknochen hält, Stammzellen enthält. In Mäusen konnte er damit bereits neuen Wurzelzement und Wurzelhaut nachwachsen lassen. Jetzt berichtet der chinesische Wissenschafter im Fachblatt PLoS ONE von einer noch weitaus geeigneteren Stammzellenart, die er bei Weisheitszähnen von 18- bis 20-jährigen menschlichen Versuchspersonen an der Spitze der Zahnwurzel (apical papilla) gefunden hat und die den so genannten adulten Stammzellen ähneln, die sich in verschiedene Zelltypen ausbilden können.

Brauchbares Material nachgewachsen

"Die apical papilla bietet geeignetere Stammzellen für eine Wurzelregeneration", so Shi. Er zog Minischweinen, deren Zahnaufbau dem des Menschen ähnelt, Schneidezähne und implantierte an deren Stelle die extrahierten Stammzellen auf einem wurzelförmigen Wachstumsgerüst in die Zahnlücke. Nach drei Monaten zeigte eine Röntgenaufnahme, dass sich eine vollständige Wurzel inklusive Wurzelhaut gebildet und fest im Kiefer verankert hatte. Nach Einschätzung Shis sei die nachgewachsene Zahnwurzel in ihrer Funktion und Stärke mit der ursprünglichen durchaus vergleichbar. "Sie ist zwar nicht ganz so stark wie das Original, aber sie reicht für den normalen Alltagsgebrauch aus." Anschließend setzte Shi auf das Implantat eine Porzellankrone als Zahnkronenersatz, da auch die im Experiment nachgewachsene Zahnwurzel unterhalb des Zahnfleisches aufhört.

Ausreichend Knochenmasse nötig

Als nächstes will Shi nun untersuchen, ob ähnliche Stammzellen auch in anderen Zähnen zu finden sind und erste klinische Studien am Menschen starten, für den er sich viel von dieser neuen Technik verspricht. "Implantatpatienten müssen bis jetzt im Kiefer ausreichend Knochenmasse haben, um das Implantat zu halten", erklärt der chinesische Mediziner. "Für alle, bei denen das nicht mehr der Fall ist, wäre diese Therapie eine großartige Alternative". Würden sich auch in den Milchzähnen Stammzellen befinden, ließen sich genügend Stammzellen extrahieren, ohne auf einen ausfallenden Zahn warten zu müssen. (Andreas Grote/D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 19.1. 2007)