Volle Klassen, Leistungsdruck und miese Pisa-Ergebnisse: Ob sich mit der neuen Bildungsministerin auch die Tür zu einer neuen Ära Bildungpolitik öffnen wird, bleibt abzuwarten.

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Wien - Bereits dreieinhalb Stunden nach der Angelobung der neuen Bundesregierung erhielt die neue Bildungsministerin Claudia Schmied ein ausführliches Forderungspaket von der Österreichischen Schülerunion.

"Ein zentrales Anliegen ist das verpflichtende Lehrerfeedback", erläutert deren Bundesobmann Markus Krempl. Dabei sollen Schüler am Ende des Schuljahres ihre Lehrer mit Hilfe eines vorgefertigten Fragebogen beurteilen. "Das Feedback soll den Lehrer anregen, seinen Unterricht den Schülerwünschen entsprechend zu gestalten. Bei einer durchgehend schlechten Gesamtbeurteilung sollen die Ergebnisse der Direktion vorgelegt werden", fordert Krempl.

Allerdings stellt sich für Gerald Zahornicky, Deutschlehrer im Kollegium Kalksburg, die Frage, welche Personen in diese Ergebnisse Einsicht haben sollten.

Das Ziel der Regierung, die Klassenschülerhöchstzahl auf 25 zu senken, trifft auf eine breite Zustimmung. Jedoch meint Patrick Rosner, Vorsitzender der Bundesjugendvertretung: "Im Regierungsabkommen steht dieser Punkt leider nur als Kann-Bestimmung, und folglich dient die Zahl 25 nur als Richtwert."

Auch Hermann Helm, Generalsekretär im Bildungsministerium, erhofft sich, dass der Bund ab September diese Höchstzahl in allen Schulen einführt.

Flexible Schülerzahl?

Gegen eine generelle Pflicht spricht sich hingegen der Direktor des Borg Hegelgasse 12, Michael Jahn, aus. "Manchmal ist es möglich, größere Gruppen - auch bis zu 50 Schüler - gemeinsam zu unterrichten, aber zum Üben ist eine kleine Gruppe von Vorteil. Für Schulen wäre hier eine flexible Gestaltungsfreiheit wünschenswert."

Auch beim Thema Gesamtschule scheiden sich die Meinungen, zumal diese Angelegenheit gar nicht im Regierungsabkommen angesprochen wird. "Durch solch ein Schulsystem kommt es unter den Schülern zu einem gleichen Ausbildungsstandard", befürwortet Rosner das Gesamtschulmodell.

Helm wiederum denkt, dass nicht die Änderung der Organisationsform, sondern ein verbesserter Unterricht die Schule wieder auf den internationalen Standard zurückführen wird. "Wir sind stolz auf unser differenziertes Schulsystem. Man braucht keinen Einheitsbrei, sondern die Vielfalt", stimmt ihm Schülerobmann Krempl zu.

"Zur Integration von Ausländern fehlen konkrete Pläne", beschwert sich So- phie Lokja von der Ak- tion kritischer Schüler (AKS) über das Regierungsprogramm. Zahornicky hofft auf mehr Lehrkräfte, die auch als Ansprechpersonen ausländischer Schüler in einer Klasse dienen sollten.

Krempl ist zuversichtlich, dass die Wünsche gehört werden: "Ich bin ein Optimist und denke auch, dass das Glas halb voll ist." (Katharina Holub, Katrin Krampl/DER STANDARD Printausgabe, 16. Jänner 2007)