Hochlandrind in der Ramsau, vor dem Steakstadium www.bioregion-ramsau.at
www.ramsau.com
www.frienerhof.at
www.stiererhof.a
www.waldhof-ramsau.at

arnim
Vierzig Kilometer – nicht gerade berauschend, die Loipenlage in der Ramsau dieser Tage. Aber das Raunzen über den warmen Winter soll hier nicht zu hören sein. Vielmehr sei ein Loblied auf das steirische Hochplateau, das so schön als "Quelle deiner Kraft" um Besucher wirbt, gesungen. Und weil das keine Sportkolumne ist, geht es tatsächlich um gutes Essen.

Nicht, dass man sich das dort von vornherein erwarten würde. Wer im Winter in die Ramsau fährt, will langlaufen oder (die Luschen) winterwandern, auch Alpinskifahrer haben zu tun. Abends schaufeln die erschöpften Gäste Kohlehydrate in sich hinein. "Nordic Fitness", wenn unluschig betrieben, frisst ganz schön Kalorien. Und hungrig sein hilft ungemein, wenn man sich, kritisch beäugt von Halbpensionsgästen, ein Menü zuführt, das unter anderem mit dicker Soße, üppiger "Garnitur" und garantiert frisch aufgebacken Kartoffelkroketten glänzt. So traurig sieht die Versorgungslage auf den ersten Blick nämlich aus.

"Bioniere"

Aber was soll´s? Üblicherweise schneesichere 150 Kilometer bestens gespurter Loipen liegen nicht auf der Straße, und so arbeiten wir uns wacker in Richtung Stammgast-Status (nach zehn Jahren soll es eine tolle Ehrung geben). Der anfänglich eher im unteren Preissegment angesiedelten Bleibe folgen Aufenthalte am sympathischen Bio-Bauernhof, der überdies Appartments anbietet. Und plötzlich wird der Urlaub kulinarisch interessant. Wenn auch überwiegend selbst versorgt.

"Ramsauer Bioniere" nennt sich eine Vereinigung von Landwirten, der Frienerhof gehört dazu. Der serviert und verkauft den Gästen Eier, Milch, Joghurt, Butter, Steirerkas, alles aus eigener Herstellung. Das (natürlich Bio-)Fleisch lässt man bei einem (Bio-)Fleischhauer zu schmackhaften Würsten verarbeiten. Und schon ist ein Abendessen in der Ferienwohnung gerettet. Bratwurst, Quelle meiner Kraft!

Forellenstüberl

Es kommt noch besser. Das "Forellenstüberl" zum Beispiel ist keine Après-Ski-Hütte, in der es sich gut schunkeln lässt. Sondern das Imbisslokal von Herrn Simonlehner am Stiererhof, bei dem man Forellen, Lachsforellen und Saiblinge, im Ganzen oder filetiert, geräuchert oder auch nicht - in jedem Fall aber frisch - erstehen kann. Das schmeckt mit ein paar Lungauer Erdäpfeln und der hurtig fabrizierten Dillrahmsauce ganz hervorragend. Nur mit dem Kaviar geizt der gute Mann – aber nach der ersten Stammgast-Ehrung wird das wohl kein Problem sein.

Und dann ist da noch Matthias Kahr, schlicht Hias. Er besiedelt das Hochplateau mit passendem Rindvieh aus Schottland. Schaut man nicht gerade kurz nach Weihnachten bei ihm vorbei, steht dem Auffüllen der leer gelaufenen Energiespeicher mit saftigem Schmorbraten oder ein paar vernünftig dimensionierten Steaks vom Hochlandrind nichts mehr im Wege. Zwischen den Jahren begnügen wir uns eben mit den Hauswürsteln mit Kürbiskernen. Der Obstler für die Fleischkäufer – gerne auch am Vormittag – ist am Fürsterhof übrigens gratis. Und ganz schön groß. Womit drei Abendessen kulinarisch befriedigend bestritten wurden. Jausnen wollen wir auch noch? Wieder wird man bei den Bionieren satt. Nicht nur der Frienerhof hat zur Saison tagsüber ein "Stüberl" geöffnet. Auch der Partnerbetrieb Waldhof kredenzt wohlschmeckend Biologisches, wobei hier vor allem der überirdische Apfelstrudel, passend zum selbst gebrauten Häferlkaffee, empfohlen sei. Die Mohntorte braucht die Waldviertler Konkurrenz ebenfalls nicht zu fürchten.

Warum schmeckt die Gans nach Leber?

Wurde da eingangs über Garnitur und Kartoffelkroketten gemotzt? Löbliche Ausnahme und Fixpunkt bei jedem Ramsau-Aufenthalt muss ein Besuch im Gasthof "Zur schönen Aussicht" sein. Dort weiß man mit Gams, Hirsch und Wildschwein ganz hervorragend umzugehen.

Noch nicht geklärt wurde das Rätsel, warum die Gams nach Leber schmeckt. Dass sie mit frischer Schwammerlsauce und – auf Bestellung – Bratkartoffeln aber zur Höchstform aufläuft, wird hiermit glaubhaft versichert. Die für uns aufgespießten Hirschteile hätten etwas weniger durch sein können, aber da wollen wir jetzt nicht so zimperlich sein. Bei ausreichendem langläuferischem Kilometertagespensum und anschließendem Saunagang vertragen wir auch vorher noch eine Suppe von der Gams und hinterher einen Heidelbeerkuchen. Aus der Tellerbefüllung schließen wir auf einen gewissen horror vacui der Wirtsleute, wogegen sich nach einer Rittisbergrunde aber nichts sagen lässt.

Elektrolyte, voll bio

Halt! Nicht die Elektrolyte vergessen! Die örtlichen Supermärkte führen Bier aus der Schladminger Brauerei, darunter auch das "Naturbräu", natürlich voll bio. Einzig die Schneeweiße, das vor ein paar Jahren noch hervorragende Weizenbier, hat an Verbreitung und Qualität etwas eingebüsst. Und selbst wenn der Wein ausgehen sollte, weil im voll besetzen französischen Kleinwagen halt doch keine Zwölferkisten mehr Platz finden, ist das kein Drama dank eines überdurchschnittlich gut sortierten Feinkostladens im Zentrum.

Vierzig Kilometer? Klingt doch eigentlich gut. Nix wie hin – die Stammgastnadel wartet. Bleiben nur zwei Fragen offen: Warum geht das nicht in allen Ski-Orten so? Und warum nehmen wir beim Langlaufen nie ab?

www.bioregion-ramsau.at www.ramsau.com www.frienerhof.at www.stiererhof.a www.waldhof-ramsau.at