Es war Sulzis Idee.

Eine kleiner Ausflug im beschaulichen Rahmen. Die MotoCross-Strecke in Körmend in Ungarn schwebte dem offroadigsten und fotoscheusten aller Fotografen vor. Also weniger Ausflug als viel mehr Neujahrsspringen. Na bumm. Aber gut, im Winter ein bisserl zu crossen ist ja keine blöde Idee.

foto: sulzi

Nur,

ich bin, naja, wie soll ich sagen? Ich bin ein bisserl übernachtig. Die vergangenen Abende haben sich ein wenig in die Länge gezogen. Sagen wir, ich komme am Zahnfleisch daher. Oder, wie ich in der Früh hörte: "Du siehst aus wie durch den Arsch gezogen!" Passt eh. In ein paar Stunden werde ich auch so dreckig sein.

foto: sulzi

Ich hab mir am Weg

zum Treffpunkt aber einen Plan zurechtgelegt. Ich hab eh kein Motorrad, ich bin müde, der Sulzi hat sein Eisen mit und ist schon ganz geil aufs Fahren. Ergo wird er sich dasteßen und ich werde die Fotos machen. Denkste. Klarster Fall von denkste. Als der Sulzi am Parkplatz einrollt, hat er zwei MX-Geräte am Hänger. Auf dem Weg nach Ungarn, bei Fürstenfeld, fängt es auf einmal zu stauen an. Wir packen also die Sesserl aus und machen eine kleine Vorbesprechung. Den Leuten rund um uns taugt das sehr, dass mitten im Stau auf einmal zwei Deppen auf lustig machen.

foto: sulzi

In Körmend,

auf der MX-Strecke angekommen, bin ich immer noch nicht so recht munter, aber Sulzi kennt kein Erbarmen. Ich müsse endlich lernen Motorrad zu fahren. Ein bisserl springen wäre ja einmal was, jetzt, wo ich mich bei der Enduro-Geschichten so blamiert habe.

foto: sulzi

Ich schau mir

die Strecke an. Tables, Sprünge, Anlieger. Diese Strecke ist nicht nur für einen Anfänger wie mich äußerst selektiv. Ich begnüge mich erst einmal mit Luft holen und dem Ausstoßen von diversen Vokalen mit vereinzelten Konsonanten. "Aaaaaah", "Geeeeeeeeh", "Naaaaaaa". Aber es hilft nichts.

foto: sulzi

Sulzi

zaht die beiden MotoCross-Geräte vom Hänger, schlüpft ins Spielgwand, erklärt mir das Notwendigste und ist auch schon auf der Strecke. Ich höre ihn knattern, ich sehe ihn driften, springen. Ich kriege Angst – und ich zieh mich einmal um.

foto: sulzi

Zum Aufwärmen

– bei ein paar Grädern unter Null geht das eh nicht so recht – fahre ich erst einmal die Einfahrt rauf und runter. Ich fühle mich unwohl, hab die Hosen gestrichen voll und überlege, ob es was bringt, wenn ich mich tot stelle. Bringt nichts. Sulzi holt mich ab und fährt mir erst einmal eine Runde vor.

foto: sulzi

Ich kämpfe

mich hinter ihm über die Piste. Es dauert schon ein paar Runden, bis ich so wirklich Gefallen an der Hupferei finde. In einem Anlieger, so zwischen gesund durchkommen und auf der Pfeife liegen, schwöre ich dem Alkohol ab.

foto: sulzi

Aber für heute

kommt das zu spät. Ich reiß das Gas auf. Es verschlägt mir bei der Anfahrt zum ersten Table zwei Mal das Vorderrad so, dass ich schon mehr quer als in Fahrtrichtung daherkomme. Aber ich schaffe die Anfahrt.

foto: sulzi

Am Weg zum Absprung

wird mir klar, dass ich zu langsam bin. Ich gebe noch mehr Gas. Absprung. Das Vorderrad steigt immer weiter auf. Ach ja, "Wennst beim Viertakter in der Luft Gas gibst, steigt der Kotter vorne auf. Machst das Gas zu, fällt er dir vorne runter." Wacklige Landung.

foto: sulzi

Während Sulzi

mitten in die Abfahrt des Tables springt, mache ich einen Maussatz in die Mitte und fahr dann weiter, als wäre nichts gewesen.

foto: sulzi

Nach dem ersten Table

kommt der zweite. Welch Freude. Dritter Gang Vollgas, hat der Sulzi als Anweisung gegeben. Ich verschlafe den Absprung und in der Luft merke ich, dass meine Füße nicht mehr auf den Rasten sind. Ich denke daran, dass ich eh nie Kinder wollte. Ich schließe die Augen und stell mich auf eine schmerzhafte Landung ein.

foto: sulzi

Bei der Anfahrt

zum dritten Table merke ich, dass wohl alles gut gegangen sein muss. Aber Moment! Für den letzten Sprung bin ich viel zu schnell! Ich komm gerade noch dazu, das Gas zuzumachen. Folglich lande ich ungespitzt mit dem Vorderradl im Herzen des Tisches.

foto: sulzi

Der Sulzi

hat das alles gesehen. Eine Extraeinheit auf der Passage hab ich mir damit eingehandelt. Sicher 20 weitere Male muss ich da unter Sulzis Anleitung drüberspringen. Dann brech ich die Übung ab.

foto: sulzi

Das Feedback

vom Sulzi ist stets das Gleiche: "GAAAAASSSS!" Viel Hoffnung hab ich nicht, dass sich das beim nächsten Mal großartig ändern wird. Aber er nimmt mich noch einmal mit. Angedroht hat er es. (Text: Guido Gluschitsch, Fotos: Sulzbacher Martin, derStandard.at, 17.1.2006)

foto: sulzi