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Das Swissair-Nachfolgeunternehmen Swiss wurde 2005 von der Lufthansa übernommen.

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Der frühere Swissair-Verwaltungsrat Gerhard Fischer.

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Bülach - Am ersten Verhandlungstag im Swissair-Prozess haben am Dienstag beide Angeklagte geschwiegen. Der frühere Swissair-Verwaltungsrat Gerhard Fischer verweigerte vor dem Bezirksgericht Bülach die Aussage und bekannte sich in allen Anklagepunkten nicht schuldig. Auch der ehemalige SAirGroup-Verwaltungsrat Benedict Hentsch verweigerte die Aussage. Er sei "nicht schuldig", sagte Hentsch. Er mache zur Sache keine Aussage, sagte Hentsch vor der persönlichen Befragung durch den Gerichtspräsidenten Andreas Fischer.

Fragen zur "Hunter-Strategie"

Der Gerichtspräsident befragte die beiden ehemaligen Verwaltungsräte zur so genannten "Hunter-Strategie", zu ihrem Verständnis der Aufgaben eines SAirGroup-Verwaltungsrates sowie zu den Anschuldigungen der Zürcher Staatsanwaltschaft. Der ehemalige Bankier Hentsch saß auch in der Finanzkommission des SAirGroup-Verwaltungsrats.

Die Zürcher Staatsanwaltschaft wirft den beiden Angeklagten sowie allen weiteren Verwaltungsratsmitgliedern Gläubigerschädigung und ungetreue Geschäftsbesorgung vor. Konkret geht es um die Restrukturierung der Airline-Tochter SAirLines, durch die der Muttergesellschaft SAirGroup Milliardenbeträge entzogen worden seien. Zudem geht es um Zahlungen an die belgische Sabena.

Verschleppte Pleite

In dem Verfahren geht es um den Vorwurf, trotz tiefroter Zahlen die Swissair zu lange am Leben gehalten und mit dieser verschleppten Pleite die Gläubiger um einen Teil ihres Gelds gebracht zu haben. Nach dem Bankrott stand die ehemalige Renommierlinie mit 17 Mrd. Franken (11,5 Mrd. Euro) in der Kreide. Fischer, der auch langjähriger Chef des Logistikkonzerns Panalpina war, verlas anstelle einer Aussage eine zweiminutige Erklärung.

"Ich bin nicht in der Lage, spontan mündlich auf Fragen zu diesem komplexen Prozess zu antworten", sagte er. Er sei ab April 2000 lediglich für ein Jahr im Verwaltungsrat der SAirGroup, der Swissair-Holding, gewesen, da sie mit zehn Prozent bei seinem Unternehmen Panalpina eingestiegen sei. "Dabei wurde ich mit der unerwarteten Verschlechterung der finanziellen Lage konfrontiert", sagte er mit Bezug auf die Swissair.

"Bösartige Unterstellungen"

Vor allem die Anschläge vom 11. September 2001 hätten weit reichende Folgen für die Swissair gehabt, die am 2. Oktober des Jahres Pleite ging. "Ich bin überzeugt, ohne diese Ereignisse wäre die Gruppe noch gesund", sagte Fischer. Die Anklagepunkte der Staatsanwaltschaft des Kantons Zürich, in denen Fischer Gläubigerschädigung und untreue Geschäftsbesorgung vorgeworfen wird, wies er von sich: "Die Unterstellungen, ich hätte in Kauf genommen, die Gruppe und ihre Gläubiger zu schädigen, sind bösartig."

Anschließende Fragen des Vorsitzenden Richters Andreas Fischer, etwa ab wann Gerhard Fischer von der bedrohlichen Schieflage der Swissair gewusst habe, beantwortete der Angeklagte nicht.

Marode Sanierungsfälle gekauft

Swissair wollte sich Ende der neunziger Jahre aus eigener Kraft im immer dichter werden europäischen Markt behaupten und kaufte kleinere Konkurrenten auf, darunter auch den deutschen Ferienflieger LTU. Allerdings erwiesen sich einige im nachhinein als marode Sanierungsfälle. Die Pleite der Fluglinie mit dem Schweizer Kreuz ist in der Schweiz als "Grounding" bekannt und lief vergangenes Jahr als Film unter dem gleichnamigen Titel sehr erfolgreich in den eidgenössischen Kinos. (APA)