Wien – Die Bewerbungsfrist lief bis Montag, Schlag 24 Uhr. Bis dahin mussten alle, die sich im diplomatischen Dienst verändern wollten, ihre Unterlagen abgegeben haben. Insgesamt waren 13 Botschafterposten, ein Generalkonsulat und ein Kulturforum vom Außenministerium ausgeschrieben – damit dreht sich ein ungewöhnlich großes „Botschafter-Radl“. Grund dafür: Während der österreichischen EU-Präsidentschaft war im Außenamt ein Bewegungsstopp verhängt worden. Das führte zu einem Besetzungsstau, der nun abgearbeitet werden muss.

Unter den frei werdenden Vertretungen „ist alles, was gut und teuer ist“, sagen Diplomaten. Die wohl mit Abstand wichtigste Botschaft ist jene bei der EU in Brüssel. Noch bis zu den Wahlen galt es als höchstwahrscheinlich, dass Hubert Heiss, Koordinations-Sektionschef im Bundeskanzleramt, den Job bekommt. Mit Hans-Dietmar Schweisgut, dem der SPÖ zugerechneten österreichischen Botschafter in Peking, soll Heiss nun ein ernst zu nehmender Konkurrent erwachsen sein.

„Können es beide“

Wer die Botschaft letztlich bekommen wird, sei völlig offen, heißt es im Außenamt: „Das sind Top-Leute, die können es beide.“ Als sicher gilt nur, dass der in Brüssel zweimal verlängerte Gregor Woschnagg in Pension geht.

Auch die Besetzung der prestigeträchtigen UNO-Botschaft in New York ist wieder ungewiss. Staatssekretär Hans Winkler soll sich dafür interessiert haben, musste aber aus Staatsräson in Wien bleiben. Interessant für hochrangige Diplomaten – es wird damit gerechnet, dass EU-Sektionschef Martin Sajdik ins Ausland geht – sind auch die Missionen in Paris, Rom und Tokio.

Für die Niederrangigeren im Amt sind Bern (von dort wechselte Ursula Plassnik an die Spitze des Ministeriums), Dublin, Kairo, Amman, Canberra, Podgorica, Skopje oder Tripolis Optionen, genauso wie das Generalkonsulat in Kapstadt oder das stets heiß begehrte österreichische Kulturforum in New York. Wer im Botschafter-Radl mitfährt, entscheiden eine Besetzungskommission, der Ministerrat und letztendlich der Bundespräsident. Eine Deadline dafür gibt es nicht. (Christoph Prantner/DER STANDARD, Printausgabe, 16.1.2007)