Große Wellen in den deutschen Zeitungen hat der Abgang von E-Plus-Chef Michael Krammer ausgelöst. Der Österreicher, erst seit Mai 2006 Chef des drittgrößten Mobilfunk-Anbieters Deutschlands, habe die Ergebnis-Erwartungen des Mutterkonzerns KPN nicht erfüllt, sich mit KPN-Vorstand und Aufsichtsratschef Stan Miller überworfen und sei mit seinem Abgang letztlich einem Rauswurf zuvorgekommen, schrieben die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ), "Handelsblatt" und die "Financial Times Deutschland" (FTD) am Montag mehr oder weniger einhellig.

Familiäre Gründe

Krammer selbst beteuerte laut seinem Umfeld, aus rein familiären Gründen wieder nach Österreich zurückgegangen zu sein. Auch ein Sprecher von E-Plus verwies darauf, dass Krammer wie bereits am Freitag in der Pressemitteilung erklärt, aus rein "persönlichen Gründen" das Unternehmen verlassen habe. Alle übrigen Spekulationen kommentiere man nicht. E-Plus habe zuletzt aber "sehr gute Zahlen vorgelegt", so der Sprecher in Düsseldorf auf APA-Anfrage. Auch der angekündigte Abbau von 300 Mitarbeitern soll nach monatelangen Verhandlungen mit dem Betriebsrat dem Vernehmen nach praktisch unter Dach und Fach sein.

Low-Cost

Vor seiner Tätigkeit in Deutschland hatte Krammer erfolgreich den viertgrößten österreichischen Mobilfunkanbieter tele.ring saniert, der im Vorjahr an den Konkurrenten T-Mobile verkauft wurde. Auch KPN hatte sich damals für tele.ring interessiert und war dabei auf Krammer aufmerksam geworden. Bei E-Plus sollte er das selbe Low-Cost-Modell umsetzen und zusätzlich mehrere neue Marken einführen.

Unzufrieden

Laut "FAZ" soll KPN mit den Ergebnissen der Repositionierung der Kernmarke E-Plus jedoch unzufrieden gewesen sein. Der neue Tarif Clever One, ein damals in Deutschland neuer Einheitstarif ohne Grundgebühr, habe nicht ansatzweise den Erfolg gehabt, den sich das Unternehmen davon versprochen hatte. Das "Handelsblatt" schreibt, KPN habe sich von dem neuen Deutschland-Chef noch höhere Zuwächse erwartet. Zwischen Krammer und Stan Miller habe es gewaltig geknirscht. Miller sei ein "Napoleon", charakterisieren ihn Manager laut "FTD". Krammer habe sich zum Abteilungsleiter degradiert gesehen.

Weitere Personalentscheidungen

Ob weitere Personalentscheidungen in der Führung des Unternehmens bevorstehen, ist den Angaben zufolge noch nicht entschieden. Krammer hatte in seiner kurzen Amtszeit fünf der sechs Positionen in der E-Plus-Geschäftsführung neu besetzt und gleichzeitig große Teile des mittleren Managements abgebaut. In der neuen Führungsmannschaft waren auch zwei seiner ehemalige Kollegen von tele.ring aus Wien, Technikvorstand Elmar Grasser und Finanzchef Christian Fuchs. In Deutschland hatte das bereits im Vorjahr für Unruhe gesorgt. Die Rede war von "Wiener Kumpanei".

Bei E-Plus hält man sich zu dem Kapitel bedeckt. Ein Sprecher erklärte nur: Da Krammer ja aus "persönlichen Gründen" gegangen sei, gebe dies grundsätzlich keinen Anlass für Spekulationen über weitere Änderungen im Management.

Mit Miller aneinander geraten

Krammer war bereits der zweite E-Plus-Chef, der mit Miller aneinander geraten war. Auch sein Vorgänger Uwe Bergheim hat das Unternehmen Ende 2005 verlassen, als KPN ihm Miller als Auslands-Chef vor die Nase setzte. Der Südafrikaner Miller genießt das Vertrauen von KPN-Chef Ad Scheepbouwer, weil er bei der belgischen Mobilfunktochter Base den Turnaround schaffte. Auch E-Plus ist es mit Millers Strategie gelungen, sich zu sanieren und stärker zu wachsen als der Markt.(APA)