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Dominic Habsburg im Standard-Interview mit Michael Freund

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Wien/Bran - Wie viel ist der Schauplatz der Dracula-Geschichte wert? Heute, Montag, beginnen Verhandlungen zwischen den Besitzern des Schlosses Bran und der benachbarten Gemeinde Brasov.

Vergangenen Mai hatte der rumänische Staat das Schloss an Dominic Habsburg und seine beiden jüngeren Schwestern, die vertriebenen Erben, restituiert: Durch den Verkauf an die lokalen Behörden soll das Bauwerk als Touristenattraktion erhalten werden.

Foto: REUTERS/Bogdan Cristel

Standard: Wie kam es zum kolportierten Angebot, um 78 Millionen Dollar (rund 60 Millionen Euro) zu verkaufen?

Dominic Habsburg: (im Bild neben Nella Habsburg) Es wurde unparteiisch eine Kalkulation gemacht, die auf den laufenden Kosten und Einnahmen des Schlosses beruht. Das haben unsere Anwälte gemeinsam mit der Gemeinde Brasov getan. Es war nicht schwer zu kalkulieren, das kann praktisch jeder.

Foto: STANDARD/ Privat

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Standard: Der rumänische Kulturminister Adrian Iorgulescu hat kritisiert, Bran sei nur ein Viertel dieser Summe wert.

Habsburg: Obwohl ich ihn sympathisch fand, muss ich sagen, dass solche Aussprüche niemandem helfen, auch nicht seinem Ministerium, weil sie unsachlich sind.

Foto: REUTERS/Bogdan Cristel

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Standard: Haben Sie je daran gedacht, die Burg zu behalten?

Habsburg: Gedacht schon, das war eine Traumsache. Schauen Sie, der Akt der Restitution war an sich eine gute und großzügige Sache. Was Rumänien oder auch die tschechische Republik getan haben, ist ja ziemlich einmalig. Aber die Rückgabe wurde nicht leicht gemacht.
Die ganze Beweisführung lag auf unserer Seite, es gab Widerstände im Ablauf. Es ging mir um die Wiederherstellung des Rufs unserer Familie. Wenn man sein Leben lang als Verjagter lebt, ist das schon viel. Aber man muss realistisch bleiben. Ein Verkauf ist das Beste für die Gemeinde und die Familie.

Foto: APA/ Robert Ghement

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Standard: Sie mussten 1948 als Zehnjähriger Rumänien verlassen. Welche Erinnerungen haben Sie an die Zeit?

Habsburg: Gute und positive. Es waren wichtige Kindheits- und Entwicklungsjahre. Das Rumänische ist leider verschütt gegangen.

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Standard: Wollten Sie seither nie zurück?

Habsburg: Nach 1989, dem Ende von Çeaucescu, schon. Aber ich wollte frei und als normaler Tourist nach Rumänien, und das war zunächst noch zu unsicher. Im vergangenen Mai war die offizielle Restitution, da musste ich wohl kommen.

Foto: AP/ VADIM GHIRDA

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Standard: Und wie war das?

Habsburg: Es war eigentlich wie nach Hause zu kommen. Es war alles so, wie ich es erwartet und in Erinnerung gehabt habe.

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Foto: REUTERS/Bogdan Cristel

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Zur Person:

Dominic Habsburg wurde 1937 in Schloss Sonnberg (NÖ) geboren und wuchs auf Schloss Bran auf. 1948 musste die Familie Rumänien verlassen.

Nach Schulbesuch in Argentinien sowie den USA und einer Ausbildung an der Rhode Island School of Design arbeitete er als Designer und Konsulent u. a. bei Semperit, Berndorf, bei der Unido und der Weltbank. Seit 1999 lebt Habsburg als Industrial Designer in North Salem im US- Bundesstaat New York. (DER STANDARD Printausgabe 15.1.2007)

Foto: AP