Mit ihren Arbeiten konnte Götz zeigen, dass radiale Gliazellen nicht endgültig ausdifferenzierte Stützzellen darstellen, sondern dass sich diese Zellen zu ihrerseits hochdifferenzierten Neuronen entwickeln können und die für Stammzellen charakteristische Selbsterneuerung aufweisen. Die Erkenntnisse revolutionierten die gängige Lehrmeinung und sind von zentraler Bedeutung für neue therapeutische Ansätze bei Gehirnverletzungen und -erkrankungen. Bereits am 7. Dezember 2006 gab die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bekannt, dass Götz 2007 einen der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preise erhalten wird.
"Die Forschungsansätze haben die Entwicklung neuer individualisierter Ansätze in Prävention, Diagnostik und kausaler Therapie - wesentliche Merkmale einer zukünftigen Medizin - als Ziel", betont Günther Wess, Wissenschaftlich-Technischer Geschäftsführer der GSF. "Die beiden Auszeichnungen zeigen die internationale Kompetenz der GSF gerade in diesem Bereich".
Grundlagen der Gehirnentwicklung
Seit ihrer Promotion befasst sich Magdalena Götz mit der Erforschung der zellulären und molekularen Grundlagen der Gehirnentwicklung, wobei sie sich vorwiegend auf die Großhirnrinde konzentriert. Ihre Entdeckungen werfen ein völlig neues Licht auf jene Prozesse, die der Entstehung von Nervenzellen und der Ausdifferenzierung der Großhirnrinde zugrunde liegen. Ihre Entdeckung, dass Gliazellen des Gehirns als Stammzellen fungieren und Nervenzellen aus Gliazellen hervorgehen können, führte in der Neurowissenschaft zu einem Paradigmenwechsel. In den Folgearbeiten gelang es ihr, eine Reihe der Faktoren aufzuklären, die den Übergang von glialen zu neuronalen Zellen bestimmen. So konnte sie zeigen, wie aus bereits differenzierten Zellen neue Zelltypen entstehen können. Ihre Arbeiten sind wegweisend für die Versuche, die zielgerichtete Differenzierung von Stammzellen zu lenken und damit eines der zentralen Probleme der angewandten Stammzellforschung zu lösen.
Lebenslauf
Magdalena Götz (44) studierte Biologie in Zürich und Tübingen, wo sie 1992 promovierte. Mehrere Rufe nach Skandinavien, England und innerhalb Deutschlands lehnte sie ab. Zurzeit ist sie Professorin und Direktorin am GSF - Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit im Institut für Stammzellforschung in Neuherberg und Lehrstuhlinhaberin am Physiologischen Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München.