Vor der Privatwohnung des Bundeskanzlers sich so laut und bedrohlich aufzustellen, dass er das Haus nur unter Polizeibedeckung verlassen kann, ist eine beträchtliche Grenzüberschreitung. Der Privatbereich einer Person des öffentlichen Lebens ist nicht Demonstrationsraum. Die sachlich argumentierbaren Proteste der Studenten und der Parteijugend bekommen dadurch einen Touch von Hooliganismus (wobei die Dynamik durch die üblichen Verdächtigen aus den linksradikalen beziehungsweise anarchistischen Gruppen - "antiimperialistische Koordination" verstärkt wurde). Hooliganismus der jenseitigen Art war (danke "ZiB 2"!) auch in der Performance des steirischen SP-Landeshauptmannes Franz Voves zu registrieren. Der stellte in offener Pressekonferenz den anrufenden Bundeskanzler bloß ("Soll warten, des ist mir wurscht") und gab dann den Journalisten eine minutenlange Vorstellung, wie man vor Publikum die Selbstkontrolle verliert. Der ehemalige Eishockey-Spieler Voves mag sich von Gusenbauer gefoult fühlen, aber mit seinem unbeherrschten Body-Check vor Journalisten hat er sich den Schläger gegen das eigene Suspensorium geknallt. (Hans Rauscher/DER STANDARD, Printausgabe, 12.1.2007)