Das Anlegen der Gebetsriemen ist ein wichtiges Ritual der Vorbereitung und bleibt den Mädchen vorenthalten.

Foto: Filmladen
Nach der Aufführung diskutierten Jugendliche mit der Regisseurin Ruth Beckermann über ihre vielen Kulturen.

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Wien - Im Kinosaal gehen die Lichter an, die Menschen beginnen sich zu regen. Aber nicht alle verlassen das Cinemagic. Schließlich fällt der Blick auf die Jugendlichen, die unter der Leinwand auf der Bühne sitzen.

Auch sie haben vor wenigen Minuten die Geschichte von Sharon, Tom, Moishy und Sophie auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden verfolgt. "Zorros Bar Mizwa" ist ein Film über jüdische Tradition, das Übernehmen von Verantwortung und natürlich Zorro. Dieser wird von Sharon verkörpert, der seine Bar Mizwa in dessen Gestalt feiern möchte. Die Regisseurin Ruth Beckermann begleitet die vier Familien zu ihren Vorbereitungen bis hin zum Ritual der Bar Mizwa. Die Buben feiern dieses mit dreizehn Jahren, die Mädchen die so genannte Bat Mizwa nach ihrem zwölften Geburtstag. Danach gelten die Jugendlichen als erwachsen und müssen Verantwortung übernehmen.

In der anschließenden Diskussionsrunde, an der Beckermann selbst teilnimmt, schildern die 17- jährige Jüdin Laura Glasberg und die 18-jährige Türkin Elif Islamoglu ihre Erfahrungen über Kultur, Integration und das Anderssein. Laura, die als überzeugte Jüdin eine große Party bei ihrer Bat Mizwa feierte, ist Tradition sehr wichtig. "Ab der Bat oder Bar Mizwa beginnt man darüber nachzudenken, was es bedeutet, jüdisch zu sein", erklärt sie. Dabei sei die Bat Mizwa erst im Zuge der Frauenbewegungen vor 15 Jahren entstanden, erklärt Beckermann auf die Frage, warum sie mehrheitlich Buben gezeigt hätte. "Frauen haben nicht den gleichen Stellenwert", weiß sie über das Judentum. Anders als die Buben wird sie nach der Bat Mizwa nicht als vollwertiges Mitglied der Gemeinde betrachtet.

Obwohl Laura noch keine negativen Erfahrungen gemacht hat, kennt sie das Problem der Akzeptanz: "Ich habe gelernt, stolz darauf zu sein, dass ich anders bin." Weniger zufrieden ist Elif: "Hier werde ich wie ein Stück Dreck behandelt. Im Kindergarten wurde ich oft wegen der Sprache ausgeschlossen". Das Problem liege bei den Eltern, die ihren Kindern die eigenen Vorurteile vermitteln. Nach langem Ringen mit sich selbst weiß Elif, dass es unwichtig "ist, woher man kommt, und nur das zählt, was man macht".

"Wie stellt ihr euch Veränderung vor?", möchte Beckermann wissen. "Die Verantwortung liegt in der Gesellschaft, Menschen haben Angst, Kulturen würden zusammenschmelzen", erkennt Elif das Problem. Als Lösungsansatz nennt sie Diskussionen wie diese, während Laura auf Jugendorganisationen hinweist.

"Im Krieg gibt es keine Guten und Bösen - beide Seiten machen Fehler", meint Elif und Laura fügt hinzu: "Wenn man immer nur den anderen beschuldigt und eigene Fehler nicht einsieht, wird sich nie etwas ändern." (Manon Steiner/DER STANDARD Printausgabe, 9. Jänner 2007)