Anders als beim vorjährigen Konflikt zwischen Russland und der Ukraine sei Europa von dem jetzt entbrannten Streit zwischen Russland und Weißrussland nicht überrascht worden. Durch Dialog sollte sich der Streit beilegen lassen, meint der Chef von BP Austria, Hans Strassl.

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STANDARD: Wie beurteilen Sie den aktuellen Streit zwischen Russland und Weißrussland? Wie ungemütlich kann die Situation für den energieabhängigen Westen werden, wenn die Druschba-Pipeline längere Zeit trocken bleibt?

Strassl: Wir sehen das wesentlich entspannter als im Vorjahr. Der Streit zwischen Russland und der Ukraine zu Beginn 2006 hat dazu beigetragen, das Verständnis zu schärfen, dass Energiepolitik auch etwas mit Außenpolitik zu tun hat. So ist es letztlich gelungen, den Gasstreit beizulegen. Aber auch die Umstände sind jetzt andere. Wir haben volle Lager in Europa, auch der warme Winter hilft uns. Das ist auch der Grund, warum die Märkte so gelassen reagieren.

STANDARD:Was soll, was kann Europa machen?

Strassl: Wesentlich ist jetzt, den Dialog zu intensivieren, der im Vorjahr schon gut in Schwung gekommen ist.

STANDARD: Heißt was genau?

Strassl: Verständnis aufbringen für die russische Seite, die sagt, sie wolle auf Marktbedingungen hinarbeiten und das auf eher unorthodoxe Weise durchzusetzen versucht. Aber auch Verständnis einfordern für die Anliegen der Europäer, die Sicherheit in der Energieversorgung haben wollen und Möglichkeiten zu investieren. STANDARD: Haben Sie sich schon überlegt, wie sie den Prügeln der Autofahrer entgehen wollen, wenn Treibstoffe demnächst wieder teurer werden?

Strassl: Wir haben heute (Dienstag; Anm.) die Höchstpreise um zwei Cent je Liter bei Vergaserkraftstoffen und um drei Cent bei Diesel gesenkt. Das ist doch was.

STANDARD: SPÖ und ÖVP haben eine Anhebung der Mineralölsteuer beschlossen, folglich wird tanken bald wieder teurer.

Strassl: Ich glaube nicht, dass die Autofahrer uns prügeln werden. Die Preisverwerfungen der vergangenen zwei Jahre haben gezeigt, dass es nicht die Mineralölfirmen sind, die mit den Autofahrern so garstig umgehen, sondern dass da Vieles hineinspielt, unter anderem die Politik.

STANDARD: Sie glauben, dass die Autofahrer das auseinanderhalten beim Zahlen?

Strassl: Unmut wird es geben, keine Frage. Aber das Bewusstsein, dass wir es mit einem globalen Markt zu tun haben und dass die Steuer einen sehr hohen Anteil am Preis hat, ist stark gestiegen.

STANDARD: Warum hängen Sie nicht zusätzlich zu den Produktpreisen noch eine Information aus, wie hoch der Steueranteil ist?

Strassl: Das überlegen wir. Es gibt Gespräche im Fachverband darüber. In Schillingzeiten haben wir einmal anhand eines Hunderters aufgezeigt, wie viel davon an wen geht. Wir könnten das jetzt anhand eines Zehn-Euro-Scheins wiederholen.

STANDARD: Gibt es eine "gerechte" Höhe für die Mineralölsteuer oder ist da eine gewisse Beliebigkeit aufseiten der Politik?

Strassl: Von Gerechtigkeit kann man in diesem Zusammenhang nicht wirklich sprechen. Man kann die vergleichbare Belastung in anderen Ländern als Maßstab heranziehen und dabei sieht man, dass der Fiskus in anderen Ländern noch härter zulangt.

STANDARD: Hat BP Austria nach zwei Verlustjahren 2006 wieder Gewinne gemacht?

Strassl: Das war nicht möglich. Wir haben im Vorjahr kräftig restrukturiert, mit Sozialplan und entsprechenden Kosten. Wir werden bei gut zwei Milliarden Euro Umsatz rund 15 Millionen Euro Verlust machen. Das ist mit Absicht so gemacht worden, um zur Zukunftssicherung beizutragen.

STANDARD: Wieso schreiben andere Mineralölfirmen Rekordergebnisse und Sie kommen nicht aus den roten Zahlen?

Strassl: Wenn ich in der Mineralölkette als Firma in allen Bereichen vertreten bin, habe ich auch Zugang zu den höheren Margen, die es derzeit im Explorations- und Raffineriebereich gibt. BP Austria ist nur ein Handelsunternehmen. Wir kaufen Mineralölprodukte von Raffinerien zu und verkaufen sie. Und im Handel hatten auch jene Firmen, die unterm Strich sehr viel Ertrag gemacht haben, keinen wesentlichen Ertrag in den letzten Jahren erzielen können.

STANDARD: Verdienen Sie am Tanktourismus?

Strassl: Wir haben 1999/2000 in den Grenzregionen stark profitiert, als in Deutschland die Ökosteuer eingeführt wurde. In den vergangenen zwei Jahren ist das Volumen leicht abgeflaut. Jetzt sollte es wieder mehr Bewegung geben wegen der Verteuerung in Deutschland durch die höhere Mehrwertsteuer und Biokomponenten im Sprit. Der Preisabstand ist ganz ordentlich. (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.1.2007)