Wien - Gemeinnützige Arbeit für die Rückerstattung der Studiengebühren: Stunden nachdem die Einigung von SPÖ und ÖVP im Streitfall Studiengebühren bekannt gegeben wurde, kamen die HochschülerInnen der Forderung nach und leisteten ihren Beitrag: Rund 30 Studierende kehrten die Straße auf dem Karl-Lueger Ring. "Nicht blockieren - solidarisieren!", war die Antwort der ÖH-Vorsitzenden Lina Anna Spielbauer auf 60 Arbeitsstunden im Semester für Gebührenbefreiung.

Foto: derStandard.at/Oberndorfer

Der Studenten-Protest sorgte am Ring gegen 15.00 Uhr kurzfristig für Verkehrsbehinderungen. Autofahrer standen beim Schottentor etwa eine Viertelstunde im Stau, sagte eine Sprecherin der Polizei. Auch Straßenbahnen der Wiener Linien waren von der Blockade betroffen: Die Linien 1 und 2 wurden etwa eine halbe Stunde lang über den Franz Josefs-Kai zwischen Börse und der Bellaria kurz geführt. Eine Umleitung über den Franz Josefs-Kai wurde für die Linie D eingerichtet.

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"Erst freie Bildung, dann freie Straße" forderten die "StraßenkehrerInnen". Die Reaktionen auf den Vorschlag der großen Koalition waren durchwegs negativ: "Die SPÖ hat sich über den Tisch ziehen lassen, und die Studenten müssen es ausbaden", kritisiert Politikstudent Daniel. Von einem freien Hochschulzugang sei man mittlerweile sehr weit entfernt. Bezüglich einer Mitwirkung bei gemeinnützigen Diensten müsse außerdem geklärt werden, dass ja für die meisten derartigen Jobs Ausbildungen nötig seien. "Wird erwartet, dass die Studenten das auch noch in ihrer spärlichen Freizeit absolvieren?"

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"Ich werde lieber etwas Gescheites arbeiten und dabei das Doppelte verdienen", erklärte Germanistik-Studentin Sonja. Die Situation sei nun eigentlich schlimmer als vorher, man werde effektiv dafür bestraft, dass man studiere. "Es könnte auch sein, dass die Maßnahme ein Ersatz für den verkürzten Zivildienst ist", mutmaßte die Studentin.

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Nachdem sie sich den Ring frei gekehrt hatten, marschierten die demonstrierenden StudentInnen zur SPÖ-Zentrale in der Löwelstraße. "Gusenbauer, Bildungsklauer!", sangen die rund 200 teilnehmenden HochschülerInnen.

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Auch vor der SPÖ-Zentrale übten sich die DemonstrantInnen als Hilfskräfte und kehrten die Schilder und putzten die Fenster. "Gusenbauer muss sich schon noch überlegen, wie viel SPÖ noch in dieser Regierung steht", kritisierten sie den Politiker, der sein Wahlversprechen gebrochen hat.

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"Von sozialer Gerechtigkeit ist hier nicht mehr die Rede", reagierte die ÖH-Vorsitzende Barbara Blaha auf den Beschluss der neuen Regierung. Die SPÖ habe ihre Wahlversprechen nicht eingehalten, sondern die Situation sogar verschlechtert. Für die nächsten Tage kündigt die ÖH weitere Demonstrationen und Aktionen an. "Heute ist nicht aller Tage, wir kommen wieder - keine Frage!", mit diesem Spruch zogen die HochschülerInnen von der SPÖ-Zentrale ab. (APA/lis)

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