Was im September niemanden interessierte, aber im Jänner trotzdem berichtet wird
Redaktion
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Wenn das Nichts pompös nichtet und sich dabei fotografieren lässt, nennt man das gerne "Society-Event". Was aber, wenn nicht einmal dieses Nichts sich regt? Zu Weihnachten rettet man sich mit "Was schenken Promis?"- und "Was bekamen Promis?"-Geschichten bis Silvester. Dann kommen Neujahrsbilder vom Haas-Haus und aus Kitz. Aber dann?
Katastrophal und wunderbar
In der größten Not - wenn nicht einmal die Lugners öffentlich leben - leisten Gesellschaftsreporter voreinander Offenbarungseide: "Hast du was? Irgendwas?", lauten flehentliche Crossmail-Hilfsgesuche, die von allen Seiten kommen und - zeitgleich - in alle Richtungen geschickt werden. "Mein Kalender ist leer. Fürs Geschäft eine Katastrophe", antwortet etwa Party- und Gesellschaftsfotograf T., fügt aber dann noch einen Nachsatz hinzu: "Privat finde ich das aber wunderbar."
Freilich: Die Angst/Hoffnung, dass die Post-Silvester-Event-Ebbe in den kommenden Jahren weiter besteht, ist unbegründet: Auch das, was einst "Sommerloch" hieß, haben Eventagenturen längst als Slot entdeckt, Gesichter und Produkte, die sonst keine Chance hätten, zu präsentieren. Für diesen Winter aber muss man noch Reservegeschichten bunkern - oder sie von Kollegen "geschenkt" bekommen: etwa die, dass die Wienerin Isabella Herkner den "Global Casting"-Bewerb von McDonald's gewonnen hat und 2007 tauchend auf Takeaway-Gebinden des Konzerns zu sehen ist. Das hat im September kein Medium interessiert. Zwischen dem 1. und dem 6. Jänner schaut das aber anders aus. Ganz anders. (rott, DER STANDARD Printausgabe, 04.01.2007)
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