11) Sonic Youth: "Rather Ripped"

Weniger episch, leichter zugänglich, aber mit Liebe zur eigenen Tradition und zu den Details der Arrangements und der Abmischung zeigen sich Sonic Youth auf "Rather Ripped". Gutes Fingerfood für SY-Unbedarfte, das sich mit den anderen 2006er-Plattenprominenzen würdevoll messen darf. (Universal)

Bild: Sonic Youth

10) Beck: "The Information"

Ein Album wie ein Stickerheft, das Booklet ist Programm: Beck greift sich wieder aus allen ihn durchdringenden Welten die ihm genehmen Details heraus und fügt sie zu einem Gemenge zusammen, das je nach Sympathieneigung beliebig oder konsequent, jedenfalls aber leichtgängig-bunt und kaum langweilig klingt. Frühe Beck-Fans Achtung, es überwiegt wieder der Slacker-Hiphop. Empfehlung: die Videoclips. (Universal)

Foto: Beck

9) Peaches: "Impeach my Bush"

Just remember: An ass is an ass. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. (Indigo)

Bild: Peaches

8) TV On The Radio: "Return To Cookie Mountain"

Die Frage, wann der letzte Song geschrieben sein wird, beantworten die Brooklyner TV On The Radio auf ihrer zweiten Platte mit einem klaren: Noch nicht. Die Verbindung aus Post-Punk, Soul, Jazz und Elektronik mit der markanten Stimme Tunde Adebimpes wirkt selten frisch, unverkrampft und vor allem einzigartig. Und das allein schon verpflichtet in Zeiten der chronisch akuten britischen Exportschwammerlsaison zu einer Aufnahme in die Jahres-Top Ten. (Beggar)

Foto: TV On The Radio

7) Some Girls: Heaven's Pregnant Teens

Morphium, Valium? Das fragt man sich beim Erstkontakt mit Some Girls, denn irgendwie müssen diese Kameraden ja von ihrem ungesunden Irrsinn befreit werden. Eine Stimme wie ein Zweitaktmotor, Gitarren wie Drums, Drums wie ein wild gewordener Spritzmittelschlauch, spuckende Fratzen: Himmel, das muss Punk sein. (Edel)

Foto: Some Girls

6) Gossip: "Standing in the Way of Control"

Weil wir frei und unabhängig sind, weil wir uns nicht gängeln lassen vom Alternativsender, der immer nur dieselbe Gossip-Nummer spielt, weil wir niemals vergessen werden, was uns am Tag nach jener Nacht, da Beth Dittos Auftritt das Chelsea generalsanierte, erzählt wurde, aus diesen und keinen anderen Gründen kaufen wir, die wir sie noch nicht besitzen, uns diese Platte, unsere Enkelkinder werden es uns danken. (Lado)

Foto: Gossip

5) Frida Hyvönen: Until Death Comes

Frida Hyvönen ist eine der erfreulichsten musikalischen Erscheinungen dieses Jahres. Until Death Comes ist ein Stück verdichtete Lebensphilosphie, die mit minimaler Instrumentierung (Piano) auskommt, um umso eindrucksvoller Hyvönens wandlungsfähiges Stimm- und Texterinnentalent hervortreten zu lassen. Und wer war noch mal Tori Amos? (Cargo)

Bild: Frida Hyvönen

4) Casiotone for the Painfully Alone: "Etiquette"

Die kleinen Dramen des Alltags, verdichtet in wunderbar beschauliche musikalische Aphorismen, erzählt von einer Stimme, so einprägsam, wie sie außer Owen Ashworth nur wenige ihr Eigen nennen dürfen. CFTPA lassen auf diesem Album erahnen, wie andere klingen könnten, wenn sie nicht alles aus dem Fenster hängen würden, was sie auf dem Kasten haben. (Tomlab)

Bild: Casiotone for the Painfully Alone

3) Volt: "Rörhät"

Der süße Klang der Destruktion, hier ist er. Wir wollen nicht verschweigen, dass das ungeborene Kinder nervös macht. Ebenso gilt jedoch unbestritten die für alle Schwangeren zentrale Aussage, dass gebremste Aggression schädlich strahlend nach innen geht. VOLT sind die Lösung, sie schlagen zu! Falls es jetzt noch Fragen gibt: Die Lade heißt Noise Rock. (Soulfood)

Bild: Volt

2) Bonnie "Prince" Billy : "The Letting Go"

Ein für die Verhältnisse des Großmeisters der hoffnungsvollen Düsterkeit beinahe zart-optimistisches Album hat Will Oldham aka Bonnie „Prince“ Billy hier vorgelegt. Kein Klavier, dafür umso mehr Streicher, eine mitunter gewöhnungsbedürftige, großteils aber im besten Kontrast zu Oldhams Gesang stehende Dawn McCarthy prägen „The Letting Go“. Warme Empfehlung, am besten gleich in Kombination mit Oldhams zweiter 2006er-Produktion „The Brave and The Bold“ (mit Tortoise!) kaufen. (Rough Trade)

Foto: Bonnie "Prince" Billy

1) Tom Waits: "Orphans"

Oft genug besprochen, immer gelobt, zurecht: Tom Waits hat uns mit seiner Dreier-Sammlung von unveröffentlichtem, gecovertem und neu interpretiertem Songmaterial eine wahre Freude, seinem Marketing aber wohl Bauchschmerzen bereitet (was kann danach noch kommen?). Manche riss die Entzückung gar zu Punk-Vergleichen hin - naja. (Anti)

Foto: Tom Waits