Goldene Zeiten
1010 Wien Dr.-Karl-Lueger-Platz 5
Telefon 01 513 47 47
Täglich 11.30 bis 23.30 Goldene Zeiten

Zwei Vorspeisen, zwei Hauptspeisen, ein Pfiff und zwei Achtel Blaufränkisch: 74,70 Euro.

Foto: Goldene Zeiten
Liebe Leserinnen und Leser, ich habe die Unwahrheit geschrieben. Nein, für ein Rülps-Ranking ist es tatsächlich zu früh, auch wenn in der Zwischenzeit interessante Anregungen einlangten, die allerdings weniger in Richtung angenehmes Aufstoßen denn gen gewaltiges Grauen wiesen. Danke dennoch.

Mein Irrtum lag vielmehr in der Prager Straße. Ich schrieb, ich hätte es 2006 schändlicherweise noch immer nicht in die "Goldenen Zeiten" geschafft. Was so nicht stimmt: Anfang 2006 war es nach vielen, vielen Jahren des Vorsatzes soweit mit dem legendären Chinesen auf der Prager Straße, und dann auch gleich mit einem knappen Dutzend befreundeter Mitesser und dank Vorbestellung an die 20 Gängen.

Seidiger Tofu

Das alte Problem: Davor zu viele Schwärmer in den höchsten Tönen gehört, daher ein ganz klein wenig enttäuscht von dem Menü. Genialer, teils seidiger Tofu, sensationelle Krabben, aber dann doch irgendwie sich wiederholender Grundgeschmack, pikant bis scharf, zu vielen Sorten Fleisch. Die Betonung bei enttäuscht liegt auf klein wenig. Herausragend war das Menü von Herrn Jian Zhao, eigentlich Doktor der Wirtschaftswissenschaften, jedenfalls, das seine Frau Mingming da ankarrte. Die zwischendurch gerne von ihrem neuen, zentraler gelegenen Domizil am Luegerplatz erzählte.

Die Erinnerung (und die Hymnen der lieben Kollegen davor) machten klar: Ich sollte doch noch vor Jahreswechsel vorbeischauen. Bisschen streng Frau Zhao, als ich's mir weintechnisch anders überlege, obwohl die junge Kellnerin meinetwegen schon in den Keller unterwegs ist, um St. Laurent von Herrn Heinrich heraufzuholen.

Schmelzende Entenleber

Herr Zhao bekümmert das nicht weiter, die Entenleber aus dem Wok mit Frühlingszwiebeln und Ingwer schmilzt auf der Zunge, einfach wunderbar. Praktisch alle Kritikerprofis lobten das kalt marinierte Rindfleisch mit klassischer Sichuan-Sauce, ich kann mich da nur anschließen. Bisschen sehr scharf im Abgang ist übrigens die Sauce alleine ohne das Rind. Aber dafür ist sie auch nicht gedacht. Das Gericht gibt's übrigens auch mit Kutteln statt Fleisch, muss mir aber noch überlegen, ob ich die kalt mariniert tatsächlich versuchen will.

Herrlich der knusprige Hirsch, der kommt mir bekannt vor von unserem kleinen Gelage Anfang 2006 in der Prager Straße. Absolut okay die knusprige Wildente, ebenfalls von der Saisonkarte. Halt mehr was für Freunde der Panier. Bei dieser Behandlung täte ich auch wild werden.

Bin dennoch demnächst wieder da. Schon weil all das auch sehr, sehr gut mit Wasser statt Wein funktioniert. Und wer sich das rechtzeitig überlegt, erspart sich ein paar tadelnde Zungenschnalzer der netten Frau Zhao und der Kellnerin einen Weg.

Und wieder rülpsen

PS: Kollege Taschwer bringt mich gerade mit einem kleinen Urlaubsbericht aus der Schweiz auf Parallelen des vorigen Schmeck's-Blogs zu diesem. Bei der Gondelfahrt mit sehr vielen Chinesen und vielen Indern hörte er soviele Rülpser wie selten, meint er. Aber davon auf besonderen Sinn für Genuss zu schließen, ginge nun wirklich zu weit.